Hallo!
Post by Thomas WildgruberPost by Marcel MüllerTja, diese Beurteilungen sind halt subjektiv. Und das heißt, dass
indirekte Effekte genauso mit zur Wahrnehmung beitragen wie der
akustische Klang. Damit meine ich nicht nur das Aussehen der
Komponenten, sondern auch Placebo-Effekte, beispielsweise bei bekanntem
Preis. All diese Wahrnehmungen sind real, auch wenn sie nichts mit der
Akustik zu tun haben.
Das stimmt. Bei diversen "Sitzungen" wo wir früher den Klang unserer
Anlagen getetstet haben, konnten wir sogar Unterschiede bei der klanglichen
Wahrnehmung feststellen, wenn wir die (Raum) Beleuchtung verändert haben.
Bei schummrigen Kerzenlicht klangen die Aufnahmen zT wirklich wärmer als
wenn das grelle Zimmerlicht an war... ;-)
Ja, willkommen in der Welt der Psychoakustik.
Post by Thomas WildgruberIm Nachbartread hatte ich den Moon 340i mit integrierten (aber optionalen
http://www.simaudio.com/moon340i.htm
Ach herrje. Das ist nicht meine Welt. Klar, der ist bestimmt in allen
Parametern ein paar dB besser als ein 400 Euro Yamaha. Aber wem bringt
das etwas, außer dem Hersteller und dem Händler? So etwas würde ein
Profi niemals einsetzen.
Besonders paradox wird es, wenn man dann durch den MP3-Wolf gedrehtes
Material da durch schickt. (Das soll jetzt keine Kritik an MP3 werden.
Die Kombination ist nur irgendwie lustig.)
Post by Thomas WildgruberDie passenden Lautsprecher dazu hätte ich aber erst noch finden müssen.
Eigener, schallgedämmter Raum mit Doppeltür und speziell auf den Raum
abgestimmten Lautsprechern würde ich empfehlen, wenn du den
Eigenschaften des Gerätes irgendetwas adäquates entgegenbringen willst.
Aber am Ende des Tages hättest Du trotzdem nur eine passive
Lautsprecheranlage. Das ist alles mögliche, nur nicht preiswert.
Für das Geld bekommst Du auch richtig gute Studiomonitore. Da bleibt
sogar noch etwas übrig. Und die haben die Verstärker schon eingebaut.
Und sogar den Digitaleingang. Und zu allem Überfluss sind Vertärker und
Lautsprechertreiber noch optimal aufeinander abgestimmt, was
notwendigerweise kaum möglich ist, wenn man beides getrennt kauft. Und
mit abgestimmt meine ich nicht, dass der Verstärker besonders
originalgetreu arbeitet, sondern dass er die unerwünschten Eigenschaften
der Lautsprecher gezielt kompensiert.
Post by Thomas WildgruberPost by Marcel MüllerPost by Thomas WildgruberIch will mir eine neue Steroanlage kaufen und im Gegensatz zu früher spielt
hierbei der DA-Wandler eine zentrale Rolle.
Jein. Es ist eine von vielen Komponenten und sie ist notwendig. Eine
besondere Rolle kommt dem DAC nicht zu.
Nein eine besondere Rolle nicht aber wenn ein Computer die Quelle sein
soll, kommt dem DAC die gleiche Rolle zu, wie es früher dem Plattenspieler
oder dem CD-Player zu kam. Oder bist du da anderer Meinung?
Ja. Das ist wie die Diskussion um den wichtigsten Mann auf einem Schiff.
Ist das der Kapitän? Nein, denn ohne Maschineningeneur fährt das Ding
keinen Meter. Aber ist das dann der wichtigste Mann? Auch nicht. /Alle/
sind wichtig, sonst kann das Schiff seine Aufgabe nicht sinnvoll
erfüllen. Und jeder ist genau dann gut genug, wenn er seinen Beitrag zur
Zufriedenheit erledigt. Der Nutzen des Schiffes steigt aber nicht, wenn
einer ausschert und das Deck mit der Zahnbürste putzt.
Genauso ist es mit den Wiedergabekomponenten. Die Aufnahme, das
Mastering, der Datenträger, der DAC, der Verstärker, die Lautsprecher,
die Lautsprecheraufstellung, der Raum, die Raumausstattung...
Wenn einer in der Kette patzt, ist der Rest für die Katz. Man muss also
alle Glieder der Kette möglichst gleichmäßig verbessern und nicht
einzelne Komponenten hervorputzen. Also zu einem besseren Verstärker
gehören bessere Lautsprecher, bessere Räume, bessere CDs (Einspielungen)...
Andere Komponenten wiederum sind schon in der Standardausführung so gut,
dass sich da nichts mehr sinnvoll am Klang verbessern lässt. Kabel zum
Beispiel. Aber der DAC ist davon heutzutage auch nicht mehr weit
entfernt. Bis in die Klasse von einigen tausend Euro Paketpreis kann die
Standard-Soundkarten noch ganz passabel mithalten. Danach sollte man mal
auf 24/96 aufrüsten, was aber immer noch kein Kostenfaktor ist.
Die Dinger sind in der Herstellung einfach so billig geworden, dass es
sich nicht mehr lohnt, noch schlechtere zu bauen. Das würde auch nur 20
Cent sparen - und im Gegenzug 5 Euro Aufpreis für die verlorene Synergie
durch die zusätzliche Produktlinie. Das dürfte auch der Hauptgrund für
den Preisunterschied bei 24/96 Hardware sein. Die Bauteile kosten (in
tausender Stückzahlen) jedenfalls allerhöchsten 10$ mehr als bei 48/16 -
wenn überhaupt.
Post by Thomas WildgruberPost by Marcel MüllerIn der Praxis sind die DACs in Verstärkern oft schon etwas besser,
einfach weil in einem Verstärker für 200-500€ da mehr Spielraum dafür
ist als in einer 30€ Soundkarte. Ob das /relevant/ besser ist, ist eine
andere Frage.
Ein Freund von mir hat bei gegebenen Budget dann einen Röhrenverstärker ins
Spiel gebracht. "Um der mp3 Datei wieder eine Seele zu verleihen" wie er
sagte.
Röhrenverstärker nimmt man, wenn man in Nostalgie schwelgen will und
vielleicht, weil sie ganz hübsch aussehen, aber ganz sicher nicht, wenn
man eine möglichst getreue Tonwiedergabe haben will. Röhren rauschen,
brummen, verzerren und haben wenig Leistungsreserven. Gegen das Brummen
kann man etwas tun: Gleichstromheizung, der Rest bleibt übrig. Zudem
eignen sie sich nicht für die Ansteuerung moderner, niederohmiger
Lautsprecher. Die dadurch erforderlichen schweren Ausgangsübertrager
verschlechtern die Eigenschaften der allermeisten Lautsprecher merklich,
weil der dominierende, elektrische Dämpfungsfaktor geschwächt wird. Das
ist wie 50 Meter Lautsprecherkabel. Um den Preis eines schlechteren
Wirkungsgrades kann man Lautsprecher so auslegen, dass sie nicht so
empfindlich darauf reagieren.
Post by Thomas WildgruberWie sich der anhört weiß ich bislang gar nicht aber wir fahren nächste
Woche zu einem Händler der den im Hörraum stehen hat und da teste ich den
mal, bewaffnet mit Laptop und meinem jetzigen DAC.
Du wirst Dir primär den Raum und die Lautsprecher anhören, nicht den
Verstärker. Den wirst Du eher ansehen, was aber wie wir wissen auch die
Klangwahrnehmung beeinflusst.
Post by Thomas WildgruberAlso insgesamt wäre ich schon bereit Geld auszugeben (derzeit steht das
Gesamtbudget so bei 6k Euro für DAC, AMP und Lautsprecher) aber bei der
Auswahl der Komponenten stehe ich noch ganz am Anfang, da kann am Ende auch
was ganz anderes rauskommen, vor allem dann wenn mir irgendwo ein
Schnäppchen über den Weg läuft wie damals meine HD Lausprecher.
Ich sehe schon, wir werden da nie einer Meinung sein.
In den Preisregionen würde ich mir keine passiven Lautsprecher mehr
andrehen lassen. Und auch keine schicken Kistchen mit goldenen
Steckerchen. Da muss schon eine aktive Lösung drin sein, die auf meinen
Raum eingemessen wird. Und ein paar hunderter für den Toningeneur, der
solche Messungen und Einstellungen durchführt und auch bei der
Beschaffung berät, sind da vielleicht besser angelegt, als in Hardware.
Von einem Vertriebler kann man eine solche Beratung nicht erwarten, der
wird nicht dafür bezahlt. Der wird dafür bezahlt, dass er etwas
verkauft, und genau das tut er.
Post by Thomas WildgruberDer Tipp
kam auch von meinen og Freund und ich habe es (fast) nie bereut (fast, weil
mir ab und an der Punch abgegangen ist, vor allem während meiner Techno
Phase wo Pegel wichtiger war wie Feinzeichnung ;).
Lautsprecher zu bauen, die Laut /und/ gut können, ist tatsächlich eine
Kunst. Es ist aber möglich und das Ergebnis ist tatsächlich
beeindruckend. Vor allem, weil es einen ähnlichen Effekt gibt, wie bei
modernen Fahrzeugen: man merkt den Pegel nicht (bei Fahrzeugen ist es
die Geschwindigkeit). Unsere Lautstärkewahrnehmung ist nämlich alles
andere als absolut. Eigentlich sind es nur Erfahrungen. Und eine der
Erfahrungen ist: laut = Verzerrungen. Fehlen diese, ist es auch nicht so
laut (gefühlt).
Solche Lautsprecher findet man aber nicht im HiFi-Laden. Das bekommt man
nur im professionellen Beschallungsbereich, und auch da nicht in der
Standard-Klasse, sondern speziell im Studio-Equipment. Da kommen dann so
Monster wie Adam S6X raus, was im heimischen Wohnzimmer dann schon eine
ziemlich dominierende Rolle spielt. :-) Dafür kann man sich mühelos
rückwärts durch die Wand drücken lassen, ohne dass es gequält klingt.
Ich hatte mal einen Sound-Check bei einem Kumpel mit einem 12"/120 Liter
Gespann (also drei Nummern kleiner als die S6X), wo wir uns nach und
nach auf geschätzt 110 dB vorgearbeitet haben. Und das schöne war: es
klang immer noch gut. Sowohl bei Shirley Bassey als auch bei Technopop.
Nur den Bässen ist bei Power of American Natives etwas die Puste
ausgegangen. Die waren das schwächste Glied der Kette. Es waren halt
doch keine 3000 Euro Boxen.
Kurzum, wenn man ein, zwei Gänge zurückschaltet, geht laut und gut in
heimischen Dimensionen auch noch. Es treibt aber schon den Preis nach oben.
Guten Klang für Zimmerlautstärke bekommt man bei den aktiven
Nahfeldmonitoren. Wenn man dann noch einen DSP dazu schnallt, schafft
man es auch ohne speziell auf Studioakustik getrimmten Raum mit
Akustikschaum-Absorbern. Da geht schon einiges, ohne das Budget zu sprengen.
Aber wie gesagt, ich glaube wir schwingen nicht auf derselben
Wellenlänge. Insofern kann ich nur begrenzt helfen.
Marcel