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[Lautsprecher] Abstimmung geschlossenes Gehauese
(zu alt für eine Antwort)
Martin Klaiber
2009-10-09 21:18:46 UTC
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Ich grüble schon seit Tagen, wie ich ein geschlossenes Gehäuse für
einen Lautsprecher abstimmen soll. Die Standardempfehlung ist 0,71,
also Butterworth. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass das
schon etwas "dröhnig" klingen soll, und empfehlen eher etwa 0,68.
Bessel wäre unter 0,6 und soll schon bassarm klingen. Wäre ein Wert
zwischen 0,6 und 0,7 also optimal?

Erschwerend kommt hinzu, dass der Serienwiderstand vor dem Chassis
die Güte beeinflusst. Das macht die Auslegung schwierig, wenn der
Lautsprecher möglichst universell verwendbar sein soll, also z.B.
auch für Röhrenverstärker mit ihrer höheren Ausgangsimpedanz.

Konkret geht es um einen KEF B200 SP1039. Ich habe die Abstimmung
für verschiedene Gehäusegrößen und Serienwiderstände mal errechnet
(Einheiten sind Hertz, Liter und Ohm, Volumina ohne Dämmmaterial):

Chassis: fs = 25.00, Qes = 0.50, Qms = 4.40, Vas = 130.00, Re = 7.00

Gehäuse: Vb = 60.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.85, fc = 44.49
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.90, fc = 44.49
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.95, fc = 44.49

Gehäuse: Vb = 80.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.77, fc = 40.50
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.82, fc = 40.50
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.86, fc = 40.50

Gehäuse: Vb = 100.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.72, fc = 37.91
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.77, fc = 37.91
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.81, fc = 37.91

Gehäuse: Vb = 120.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.69, fc = 36.08
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.73, fc = 36.08
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.77, fc = 36.08

Gehäuse: Vb = 140.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.66, fc = 34.72
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.70, fc = 34.72
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.74, fc = 34.72

Gehäuse: Vb = 160.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.64, fc = 33.66
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.68, fc = 33.66
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.72, fc = 33.66

Gehäuse: Vb = 180.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.63, fc = 32.81
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.66, fc = 32.81
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.70, fc = 32.81

Gehäuse: Vb = 200.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.61, fc = 32.11
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.65, fc = 32.11
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.69, fc = 32.11

Wenn ich mit der Güte zwischen 0,6 und 0,7 bleiben will, bräuchte ich
etwa 200 Liter Volumen, für ein 20cm-Chassis IMHO nicht angemessen.
Bis etwa 120 Liter wäre problemlos, dann läge die Güte aber schon im
Bereich von 0,7 bis 0,8. Hört sich das schon dröhnend an?

Generell ist für mich die Frage, wie relevant die Güte bei Frequenzen
unter 50 Hz ist, da diese Frequenzen in der Musik kaum vorkommen und
damit auch selten angeregt werden sollten. Hört man sich allerdings die
üblichen Surround-Dröhn-Subwoofer an, dann scheint die Frage vielleicht
doch nicht so irrelevant zu sein.

TIA, Martin
Peter Ofenbäck
2009-10-10 08:16:52 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Wenn ich mit der Güte zwischen 0,6 und 0,7 bleiben will, bräuchte ich
etwa 200 Liter Volumen, für ein 20cm-Chassis IMHO nicht angemessen.
Bis etwa 120 Liter wäre problemlos, dann läge die Güte aber schon im
Bereich von 0,7 bis 0,8. Hört sich das schon dröhnend an?
Außer der Güte spielt bei der Frage, ob es dröhnt oder nicht auch die
untere Grenzfrequenz eine Rolle. 30 - 40 Hz liegen so tief, dass ich
da keine Gefahr sehe. Dröhnen spielt sich eher eine Oktave höher ab.
Die Unterschiede, die sich in deiner Tabelle so gewaltig ausmachen,
sind m.E. irrelevant gegenüber den Einflüssen der Raumakustik. Du
kannst durch die Aufstellung im Raum weit größere Effekte erzielen.
Aus der Praxis würde ich für den genannten Lautsprecher 60 l bereits
als Obergrenze für ein sinnvolles Gehäuse ansehen.

Anderes Beispiel: 30 cm Isophon PSL 300/100 in einem 60 l - Gehäuse.
Müsste nach deinen Befürchtungen mächtig dröhnen. Tut er aber nicht.
Bei freier Aufstellung gibt es einen "fetten", von mir aus auch leicht
übertriebenen Bass, der bei ca. 70 Hz ein wenig buckelt, aber weit von
Dröhnen entfernt ist. Stell das Ding in eine Raumecke, und die Sache
wird grenzwertig.

Gruß

PeterOinDO
Martin Klaiber
2009-10-10 09:58:30 UTC
Permalink
Post by Peter Ofenbäck
Außer der Güte spielt bei der Frage, ob es dröhnt oder nicht auch die
untere Grenzfrequenz eine Rolle. 30 - 40 Hz liegen so tief, dass ich
da keine Gefahr sehe. Dröhnen spielt sich eher eine Oktave höher ab.
Naja, ich erwähnte in meinem Posting Heimkino-Subwoofer, die ein IMHO
sehr unangenehmes und typisches tieffrequentes Dröhnen produzieren. So
etwas will ich nicht haben. Dieses Dröhnen liegt, meinem Empfinden
nach, weit unter 50 Hz. Aber vielleicht täusche ich mich, und es sind
nur psychoakustische Effekte. Und auf der anderen Seite weiß ich nicht,
mit welcher Güte diese Subwoofer vor sich hin dröhnen.
Post by Peter Ofenbäck
Die Unterschiede, die sich in deiner Tabelle so gewaltig ausmachen,
sind m.E. irrelevant gegenüber den Einflüssen der Raumakustik. Du
kannst durch die Aufstellung im Raum weit größere Effekte erzielen.
Ja, aber der Lautsprecher sollte von sich aus schon möglichst wenig
Fehler machen.
Post by Peter Ofenbäck
Aus der Praxis würde ich für den genannten Lautsprecher 60 l bereits
als Obergrenze für ein sinnvolles Gehäuse ansehen.
KEF empfahl sogar nur 20 bis 25 Liter. Da komme ich auf Güten weit
über 1 bei IIRC 50 Hz und höher. Das kann doch eigentlich nicht mehr
gut klingen.
Post by Peter Ofenbäck
Anderes Beispiel: 30 cm Isophon PSL 300/100 in einem 60 l - Gehäuse.
Müsste nach deinen Befürchtungen mächtig dröhnen. Tut er aber nicht.
Ich fand nur die TSP für den PSL 300 (ohne Zusatz 100). Damit komme ich
bei 60 Liter auf Güten zwischen 0,8 bis 0,9.
Post by Peter Ofenbäck
Bei freier Aufstellung gibt es einen "fetten", von mir aus auch leicht
übertriebenen Bass, der bei ca. 70 Hz ein wenig buckelt, aber weit von
Dröhnen entfernt ist. Stell das Ding in eine Raumecke, und die Sache
wird grenzwertig.
Ok, danke für diese anschauliche Beschreibung.
Peter Ofenbäck
2009-10-10 10:53:04 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Naja, ich erwähnte in meinem Posting Heimkino-Subwoofer, die ein IMHO
sehr unangenehmes und typisches tieffrequentes Dröhnen produzieren. So
etwas will ich nicht haben. Dieses Dröhnen liegt, meinem Empfinden
nach, weit unter 50 Hz. Aber vielleicht täusche ich mich, und es sind
nur psychoakustische Effekte. Und auf der anderen Seite weiß ich nicht,
mit welcher Güte diese Subwoofer vor sich hin dröhnen.
Dröhnen die Heimkino-Subs auch bei Musik? Bei Filmen ist das Rumpeln
ja oft gewollt. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es dem
Heimkino-Normalverbraucher heauptsächlich auf "viel" Bass ankommt. Und
wenn es dann bei Musikwiedergabe auch "schön" grummelt, umso besser.
Die Industrie wird gerade im unteren Preissegment oder auch im
Bose-Segment diese Befürfnisse befriedigen. Ich denke, ein Subwoofer,
der für Musik gut ist, taugt allemal für Heimkino, umgekehrt nicht
unbedingt. Kenne mich allerdings mit Heimkino nicht wirklich aus.

Gruß

PeterOinDO
Marcel Müller
2009-10-11 14:11:32 UTC
Permalink
Hallo!
Post by Peter Ofenbäck
Post by Martin Klaiber
Naja, ich erwähnte in meinem Posting Heimkino-Subwoofer, die ein IMHO
sehr unangenehmes und typisches tieffrequentes Dröhnen produzieren. So
etwas will ich nicht haben. Dieses Dröhnen liegt, meinem Empfinden
nach, weit unter 50 Hz. Aber vielleicht täusche ich mich, und es sind
nur psychoakustische Effekte. Und auf der anderen Seite weiß ich nicht,
mit welcher Güte diese Subwoofer vor sich hin dröhnen.
Dröhnen die Heimkino-Subs auch bei Musik?
Die Heimkino-Subs, sind von wenigen, teuren Exemplaren abgesehen, der
letzte Mist. Wenn die Satelliten weniger als 20 Liter haben, kann man
die ganze Konstruktion schon meist guten Gewissens der Entsorgung
zuführen, weil dann der Sub völlig falsch eingesetzt wird. Und wenn der
Sub kleiner als 50*50*50 ist, weist ihn die Physik meist auch frühzeitig
in die Grenzen.
Wie gesagt, es gibt Ausnahmen, aber die findet man eher selten in
heimischen Wohnstuben. Und sie sind eigentlich allesamt teurer, denn man
kann nicht erwarten, dass man zum gleichen Preis wie zwei ordentliche
Stereolautsprecher ein 5.1-System bekommt.
Post by Peter Ofenbäck
Bei Filmen ist das Rumpeln
ja oft gewollt.
Rumpeln ja, Dröhnen eher nicht.
Post by Peter Ofenbäck
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es dem
Heimkino-Normalverbraucher heauptsächlich auf "viel" Bass ankommt.
Manchmal noch nicht einmal das. Hauptsache 5.1.
Post by Peter Ofenbäck
Und
wenn es dann bei Musikwiedergabe auch "schön" grummelt, umso besser.
Die Industrie wird gerade im unteren Preissegment oder auch im
Bose-Segment diese Befürfnisse befriedigen. Ich denke, ein Subwoofer,
der für Musik gut ist, taugt allemal für Heimkino,
Ja. Auch mit einer ordentlichen Stereoanlage kommt Heimkino ziemlich
gut. Ich habe noch zwei recht große Transmission-Line-Boxen mit 30er
Bass zu diesem Zweck am Start (Jugendsünden). Die schlagen sich ziemlich
gut. Der Knackpunkt ist mittlerweile eher die Qualität des
Stereo-Downmix. Als die Filme noch mit THX daher kamen, war es zuweilen
besser.
Post by Peter Ofenbäck
umgekehrt nicht
unbedingt.
Die Frage ist, ob die sich für Heimkino eignen...


Marcel
Matthias Andree
2009-10-10 09:45:09 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Ich grüble schon seit Tagen, wie ich ein geschlossenes Gehäuse für
einen Lautsprecher abstimmen soll. Die Standardempfehlung ist 0,71,
also Butterworth. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass das
schon etwas "dröhnig" klingen soll, und empfehlen eher etwa 0,68.
Bessel wäre unter 0,6 und soll schon bassarm klingen. Wäre ein Wert
zwischen 0,6 und 0,7 also optimal?
Die Frage ist, was Du haben willst. Guten Frequenzgang mit Wellen oder
stattdessen geringen Phasengang...
Post by Martin Klaiber
Erschwerend kommt hinzu, dass der Serienwiderstand vor dem Chassis
die Güte beeinflusst. Das macht die Auslegung schwierig, wenn der
Lautsprecher möglichst universell verwendbar sein soll, also z.B.
auch für Röhrenverstärker mit ihrer höheren Ausgangsimpedanz.
Brauchst Du das wirklich?
Post by Martin Klaiber
Generell ist für mich die Frage, wie relevant die Güte bei Frequenzen
unter 50 Hz ist, da diese Frequenzen in der Musik kaum vorkommen und
damit auch selten angeregt werden sollten. Hört man sich allerdings die
üblichen Surround-Dröhn-Subwoofer an, dann scheint die Frage vielleicht
doch nicht so irrelevant zu sein.
Zu den Berechnungen kann ich nichts sagen, aber "kaum vorkommen" hängt
wohl davon ab, was Du hörst :) Das Subkontra-A (,,A) beim Klavier hat 27,5
Hz (je nach Spreizung auch weniger), das Subkontra-H eines fünfsaitigen
Basses knapp 31 Hz und das Kontra-E eines viersaitigen Basses 41 Hz.
Scheint mir nicht, als wäre das soooo selten. Meinen 6½-Zöllern (B&W
Matrix 805) muss man da schon aktiv auf die Sprünge helfen, damit die
Kontraoktave unten noch ordentlich kommt...

"Dröhnen" hängt sicher auch von Raumresonanzen und damit der Aufstellung
ab, nicht allein vom Lautsprecher.
--
Matthias Andree
Rudi Fischer
2009-10-10 12:24:56 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Ich grüble schon seit Tagen, wie ich ein geschlossenes Gehäuse für
einen Lautsprecher abstimmen soll. Die Standardempfehlung ist 0,71,
also Butterworth. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass das
schon etwas "dröhnig" klingen soll, und empfehlen eher etwa 0,68.
Ganz forsch wage ich mal zu behaupten, dass dieser Unterschied
in realen Hoerraeumen noch nicht mal messbar ist - geschweige
denn hoerbar. Selbst bei optimaler Aufstellung hoert man A/B(!)
hoechstens Unterschiede in der ersten Stelle nach dem Komma.
Post by Martin Klaiber
Bessel wäre unter 0,6 und soll schon bassarm klingen.
Damit kann man also nah an die Wand - ist doch schoen...
Post by Martin Klaiber
Wäre ein Wert zwischen 0,6 und 0,7 also optimal?
Theoretisch vielleicht, praktisch entscheidet das Chassis mit
(hast du ja schon gemerkt). Wie andere auch schon schrieben:
Aufstellung, Raumabmessungen und Nachhallzeit sind wesentlich
relevanter.

BTW hab auch ich 15 Jahre lang zwei 30er bei Qtc=.9 gehoert
und es hat mich nicht weiter gestoert (auch die heutigen Besitzer
immer noch nicht)...

[KEF B200]
Beim Alter dieser Chassis lohnt sich das nachmessen
der TSP - da aendert sich irgenswann doch so einiges.
Post by Martin Klaiber
Erschwerend kommt hinzu, dass der Serienwiderstand vor dem Chassis
die Güte beeinflusst. Das macht die Auslegung schwierig, wenn der
Lautsprecher möglichst universell verwendbar sein soll, also z.B.
auch für Röhrenverstärker mit ihrer höheren Ausgangsimpedanz.
An einer Quelle mit hohem Ausgangswiderstand klingen die meisten
LS sowieso ganz anders, abhaengig vom ihrem Impedanzverlauf
naemlich auch in Mitten/Hoehen, also sollte man den dort tunlichst
auf moeglichst linear kompensieren.

[...]
Post by Martin Klaiber
Hört man sich allerdings die
üblichen Surround-Dröhn-Subwoofer an, dann scheint die Frage vielleicht
doch nicht so irrelevant zu sein.
Die 'ueblichen' Surround-Subs sind heute aber (oft suboptimal
abgestimmte) Bandpaesse - bei Ausschwingzeiten (T_60) von
Groessenordnung 200 ms ist das dann ja auch kein Wunder.
Ueberspitzt formuliert bleibt sowas halt fast unabhaengig vom
Eingangssignal 'auf seiner Abstimmfrequenz haengen'. Und
wenn nun gerade da noch ne Raummode ist...

BTW kann man sowas auch wesentlich besser abstimmen - aber
dann wirds (meist hoechst unerwuenscht) voluminoeser und
systemeigene Schwaechen bleiben eben erhalten.

Rudi Fischer
--
...and may good music always be with you.
Matthias Gerstgrasser
2009-10-11 13:22:48 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Chassis: fs = 25.00, Qes = 0.50, Qms = 4.40, Vas = 130.00, Re = 7.00
Wie wäre es mit einer Linkwitz Korrektur, d.h. kleineres Gehäuse und
aktive Kompensation auf neue Grenzfrequenz/Güte?

Ansonsten passen die Parameter rein rechnerisch auch gut für eine
geschlossene Box mit Vorkondensator. In etwa 45L und 1200uF ergibt
näherungsweise BW3 mit Grenzfrequenz 36-37Hz (-3dB, 0.5Ohm
Vorwiderstand berücksichtigt). Die Rechnung geht allerdings davon aus,
dass die Parameter auch _wirklich_ so stimmen.

Gruß,
Matthias
Martin Klaiber
2009-10-12 09:58:27 UTC
Permalink
Post by Matthias Gerstgrasser
Wie wäre es mit einer Linkwitz Korrektur, d.h. kleineres Gehäuse und
aktive Kompensation auf neue Grenzfrequenz/Güte?
Hatte ich auch schon daran gedacht. Sinnvollerweise dann gleich als
Aktivbox, vielleicht sogar mit digitalen Weichen/Entzerrung. Aber das
wäre ein anderes Projekt. Was ich hier suche, ist ein Lautsprecher,
der so ähnlich klingt wie meine LS3/5a, nur mit mehr Bass und geeignet
für größere Räume. Und aus diesem Grund soll er auch rein passiv sein.

Mein erster Gedanke war, eine Spendor BC1 zu kaufen, doch erstens habe
ich mit Lautsprechergebrauchtkäufen, speziell über ebay, in letzter
Zeit einige unschöne Erfahrungen gemacht (außerdem weiß ich auch gar
nicht, ob die BC1 so klingt, wie ich mir erhoffe), und zweitens fiel
mir ein, dass ich noch die erwähnten KEF B200 und mehrere "klassische"
Hochtöner mit großer Membran (Celestion HF1300, KEF T52, Audax HD13D34,
Dynaudio D28) habe.

Die Chassis wollte ich schon längst mal verbauen und das hier ist ein
guter Anlass dafür. Falls der Selbstbau nicht gut wird, kann ich mir
immer noch eine BC1, Studio1 oder ähnliches kaufen.
Post by Matthias Gerstgrasser
Ansonsten passen die Parameter rein rechnerisch auch gut für eine
geschlossene Box mit Vorkondensator. In etwa 45L und 1200uF ergibt
näherungsweise BW3 mit Grenzfrequenz 36-37Hz (-3dB, 0.5Ohm
Vorwiderstand berücksichtigt). Die Rechnung geht allerdings davon aus,
dass die Parameter auch _wirklich_ so stimmen.
Ack. Was mich daran stört, ist der große Vorkondensator. Den kann man
quasi nur als Elko realisieren, und die Unterschiede zu einem MKP sind
halt doch hörbar.

Danke an Alle für die vielen Antworten, sie haben mir im Wesentlichen
meine Frage beantwortet.

Marcel Müller
2009-10-11 14:33:00 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Martin Klaiber
Ich grüble schon seit Tagen, wie ich ein geschlossenes Gehäuse für
einen Lautsprecher abstimmen soll. Die Standardempfehlung ist 0,71,
also Butterworth. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass das
schon etwas "dröhnig" klingen soll, und empfehlen eher etwa 0,68.
Bessel wäre unter 0,6 und soll schon bassarm klingen. Wäre ein Wert
zwischen 0,6 und 0,7 also optimal?
hast Du die Thiele-Small-Parameter der Chassis selbst gemessen? Wenn
nein ist alleine die Toleranz im Ergebnis etwa genauso groß.
Post by Martin Klaiber
Erschwerend kommt hinzu, dass der Serienwiderstand vor dem Chassis
die Güte beeinflusst.
Ohne Frequenzweiche und 08/15 LS-Kabeln liegt man mit 0,5 Ohm ganz gut.
Und wenn es nachher 0,3 Ohm sind, ist es auch egal. Der Einfluss ist bei
HiFi-Chassis noch überschaubar. (Lediglich bei wirkungsgradstarken
PA-Chassis muss man aufpassen.)

Bei passiver Weiche ist der DC-Widerstand der Spule vor dem Bass dazu zu
addieren. Typische Werte dafür liegen bei knapp 1 Ohm bei günstigen
Weichen und bei guten bei der Hälfte und auch weniger. Den Wert kann man
mit handelsüblichen Digitalmultimetern in etwa messen, wenn man die
Prüfspitzen ganz fest dran drückt und nicht vergisst den Widerstand der
Prüfstrippen selbst abzuziehen, indem man bei einer zweiten Messung
selbige direkt aneinander drückt.
Post by Martin Klaiber
Das macht die Auslegung schwierig, wenn der
Lautsprecher möglichst universell verwendbar sein soll, also z.B.
auch für Röhrenverstärker mit ihrer höheren Ausgangsimpedanz.
Das ist sowieso problematisch, wenn selbiger nicht mit hoher
Rückkopplung arbeitet. In dem Fall sollten man die Impedanz der
Lautsprecher mit Kompensationsbauteilen einigermaßen linearisieren.
Dabei ist das Gehäuse unbedingt mit zu berücksichtigen.

Aber nix für ungut, was soll der Röhrenfirlefanz? Außer als Hingucker
sind die doch eher ungeeignet.
Post by Martin Klaiber
Konkret geht es um einen KEF B200 SP1039. Ich habe die Abstimmung
für verschiedene Gehäusegrößen und Serienwiderstände mal errechnet
Chassis: fs = 25.00, Qes = 0.50, Qms = 4.40, Vas = 130.00, Re = 7.00
Gehäuse: Vb = 60.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.85, fc = 44.49
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.90, fc = 44.49
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.95, fc = 44.49
Gehäuse: Vb = 80.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.77, fc = 40.50
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.82, fc = 40.50
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.86, fc = 40.50
Gehäuse: Vb = 100.00
R = 0.50, Qts = 0.48, Qtc = 0.72, fc = 37.91
R = 1.00, Qts = 0.51, Qtc = 0.77, fc = 37.91
R = 1.50, Qts = 0.53, Qtc = 0.81, fc = 37.91
Weiter würde ich keinesfalls gehen. Das gibt schon ganz schöne Eimer.

Die Chassis scheinen mir aber eher etwas für Transmission-Line Boxen zu
sein, oder?

Btw. wer macht den die Weiche?
Post by Martin Klaiber
Wenn ich mit der Güte zwischen 0,6 und 0,7 bleiben will, bräuchte ich
etwa 200 Liter Volumen, für ein 20cm-Chassis IMHO nicht angemessen.
Jo, da schraubt man einen 18-Zoll LF-Treiber rein und fertig ist der
Subwoofer. :-)
Post by Martin Klaiber
Bis etwa 120 Liter wäre problemlos, dann läge die Güte aber schon im
Bereich von 0,7 bis 0,8. Hört sich das schon dröhnend an?
Geht noch. Weiter hoch würde ich aber nicht gehen. Wird im Verhältnis
auch zu groß. In 120 Liter-Boxen schraube ich üblicherweise
12"-HiFi-Treiber als Bassreflex rein. Das gibt ganz gute
Full-Range-Boxen die recht problemlos bis ca. 30/40Hz (-3dB) runter
kommen. Da setzt dann meist auch die Raumkompression ein.
Post by Martin Klaiber
Generell ist für mich die Frage, wie relevant die Güte bei Frequenzen
unter 50 Hz ist, da diese Frequenzen in der Musik kaum vorkommen und
damit auch selten angeregt werden sollten.
Ja, aber wehe wenn! Wenn Lautsprecher signifikant bis unter 50 Hz
herunterkommen, muss man mit der Aufstellung sowieso höllisch aufpassen,
denn da tummeln sich üblicherweise die primären Raumresonanzen. Das
dröhnt dann fürchterlich. Die Erfahrung musste ich auch machen, als ich
erstmals einen brauchbaren Bass mein Eigen nannte.

Zusätzlich zur Aufstellung kann sich ein Terz-Equalizer als praktisch
zur Kontrolle der Raumakustik erweisen. Kostet allerdings auch 250
Tacken aufwärts und die Einstellung ist gar nicht so einfach.
Post by Martin Klaiber
Hört man sich allerdings die
üblichen Surround-Dröhn-Subwoofer an, dann scheint die Frage vielleicht
doch nicht so irrelevant zu sein.
Die sind ja auch absoluter Mist und dröhnen keineswegs nur unter 50Hz.
Meist schaffen sie das kaum noch.


Marcel
Ingolf Haeusler
2009-10-12 08:11:03 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Ich grüble schon seit Tagen, wie ich ein geschlossenes Gehäuse für
einen Lautsprecher abstimmen soll. Die Standardempfehlung ist 0,71,
also Butterworth. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass das
schon etwas "dröhnig" klingen soll, und empfehlen eher etwa 0,68.
Wenn etwas bei solch einer Abstimmung droehnt hat man wohl zu wenig auf
die Innenresonanzen im Gehaeuse geachtet. Man sollte also am besten
keinen Wuerfel bauen und die die Kantenlaengen besser so waehlen, dass
die Abstaende der jeweils gegenueberliegenden Innenwaende die
resultierenden Resonzen harmonisch nicht ueberlagern (im quaderfoermigen
Gehaeusen gibt es davon drei).

Ausserdem sollte auch auf die Innenraumbedaempfung acht gegeben werden.
Der Einfluss der Abhoerraumakustik wurde ja bereits erwaehnt.

Gruss,
Ingolf
--
PS: wer mich direkt anmailen moechte entferne invalid... und ersetze es
durch
MOC.nuS, allerdings v.r.n.l. gelesen
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