Discussion:
Hörbericht B&W 703 und 804S, Totem Acoustics Forest
(zu alt für eine Antwort)
Guido Neitzer
2007-08-27 02:12:20 UTC
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Hallo zusammen.

Gesterm habe ich einen kleinen Hörtest mit verschiedenen Komponenten
gemacht und hier folgt jetzt der Bericht dazu.

Bitte hierbei immer berücksichtigen, daß dies meine persönliche Meinung
und meinen persönlichen Geschmack darstellt. YMMV. Alle Preisangaben
sind in kanadischen Dollar, ohne MwSt., da diese hier in den Provinzen
stark unterschiedlich ist. Glücklicherweise zahlen wir hier in Alberta
nur die "general sales tax" und keine "provincial" zusätzlich, sodaß ich
euch jetzt mit den 6% ein wenig neidisch machen kann. ;-)

Meine Punktebewertung bezieht sich auf meine eigene Referenz, die B&W
800D, die bei mir derzeit die 10 Punkte darstellt. Die Skala sei einfach
nach oben offen definiert, die 800D ist dabei die beste Box, die ich
bisher gehört habe, auch wenn sie durch finanzielle Barrieren weit
außerhalb meiner Erreichbarkeit liegt.

Ich weiß, daß dieser Vergleich hier recht B&W-lastig ist, da mir aber
die analytische Charakteristik der B&W mit am besten gefällt, liegt es
in der Natur der Sache, daß ich die LS dieser Firma mit am besten kenne.
Ich denke immer noch wehmütig an meine erste Matrix II zurück, die mir
Ende der 80er Jahre zum ersten mal so richtig die Ohren öffneten (da ich
mir die Matrix III nicht leisten konnte ;-)).

Im Test verwendete Musik:

- Dire Straits: Money For Nothing, Brothers in Arms, Your latest trick
- Diana Krall: S'Wonderful
- Katie Melua: Nine Million Bicycles
- Eva Cassidy: Field of Gold
- Eagles: Hotel California (Hell Freezes Over)
- J.S. Bach: Toccata (Aufnahme leider unbekannt)
- Verdi: Va Pensiero (gesungen vom Red Army Chor)
- Orff: Carmina Burana
- just for fun: Safri Duo mit Played-A-Live

Wir haben im Zusammenhang mit der Frage, ob wir einen Vollverstärker
oder eine Vor-/Endstufen-Kombi kaufen werden, auch gleichzeitig unsere
Wunschlautsprecher, die Bowers & Wilkins 703, an den entsprechenden
Verstärkern gehört. Als Vergleich hatten wir letzte Woche schon folgende
Lautsprecher gehört:

Direktvergleich (gleiche Elektronik, gleicher Raum, gleicher Laden):

- B&W CM7
- B&W 704
- B&W 703 (4400,- CAD)
- B&W 804S (6000,- CAD)

Indirekter Vergleich (andere Elektronik, anderer Laden):

- Totem Acoustics Forest (ca. 4000,- CAD)
- Totem Acoustics Model 1, 1x "Dreamcatcher" (ca. 4500,- CAD)
- zwei andere, ein Model von Martin Logan und ein Paar von Focal, beide
um die 3800,- CAD.

Jetzt aber zur Sache ...

1. Totem Acoustics Forest

Ein sehr angenehmer, warm klingender Lautsprecher, der eine erstaunliche
Bassleistung hat für sein geringes Volumen und die kleine Membran. Sehr
präzise Darstellung der Instrumente und Stimmen im Raum, wenn auch ein
wenig überbetont im hohen Bass- bzw. tiefen Mitteltonbereich. Die
Abbildung im Raum war vorzüglich, die Stimme von Diana Krall kam von
einem definierten Punkt im Raum, man hatte das Gefühl, wirklich "in" der
Musik zu sein.

Die Stärken dieser Box sind allerdings meiner Meinung nach eher die
weichen Töne und Musikrichtungen - gequält mit Dire Straits "Money for
Nothing" oder Safri Duo wurde der Bass zu weich, fast ein wenig
wabbelig. Die Box klang für mich mit diesen Stücken ab einem gewissen
Pegel etwas überfordert, der kleine Tieftöner rächt sich hier
anscheinend. Klassik war deutlich besser, mit gleichen Abstrichen, wenn
sehr tiefe Streicher, Orgeltöne oder Paukenschläge gefordert waren.
Alles in allem die beste Kombination aus dem Vergleich im zweiten Laden
(Liste "indirekter Vergleich"), aber für meinen Geschmack zu warm, zu
weich und nicht druckvoll genug.

Meine persönliche Bewertung: 5,5 von 10 Punkten


2. Totem Acoustics Model 1 mit Dreamcatcher Subwoofer

Auch hier wieder eine sehr angenehm und warm klingende Kombination,
allerdings weniger homogen als die Forest, dies schiebe ich das auf das
unprofessionelle "Einpegeln" des Subwoofers auf die Lautsprecher - der
Verkäufer machte das manuell mit einer seiner eigenen CDs. Ich hätte
hier eine Messung bevorzugt. Der Bass klang in dieser Kombination
trockener, wenn er auch für meinen Geschmack etwas zu hoch angekoppelt
ist und damit manchmal, allerdings glücklicherweise selten, ortbar war.
Die Model 1 haben sogar eine noch bessere Plazierung der einzelnen
Stimmen im Raum als die Forest, ihnen fehlt aber der Punch im oberen
Bass-Bereich und sie brauchen definitiv die Hilfe des Subwoofers.

Wenn man diese Kombination ordentlich einmißt und plaziert, klingt sie
vermutlich besser als die Totem Forest. Vor allem, wenn man einen
kleinen Raum hat, in welchem man nur schwierig zwei Standlautsprecher
unterbringen kann. Wer sich für kleine Lautsprecher interessiert, dem
sei diese Kombination ans Herz gelegt, sie sind für die größe absolut
erstaunlich.

Meine persönliche Bewertung: 5,5 von 10 Punkten, evtl. Potential für 6

[Anmerkung: diese LS ist sicherlich durch seine präzise Raumplazierung
ein toller Speaker für Home Theater Anlagen]


3. Martin Logan Clarity

Eine interessante Konstruktion ist die Clarity auf jeden Fall. Optisch
etwas luftiger als ein normaler Standlautsprecher, allerdings benötigt
jeder Speaker zusätzlich zum Signal auch noch einen Stromanschluß. Ich
habe die Clarity sehr schnell aus meinem persönlichen Bewertungsfeld
ausgeschlossen, da mir die räumliche Plazierung von Stimmen fehlte. Die
Box erzeugt einen sehr offenen, fast sphärischen Klang, der mir einfach
nicht zusagte. Die Ortung von Interpreten im Raum war mir fast
unmöglich, die Stimme von Diana Krall schien überall im Raum zu schweben
ohne eine klar definierte Position anzunehmen.

Alles in allem sicher eine interessante Box, aber nicht mein Geschmack.

keine Bewertung, da nicht mein Geschmack, wäre unfair


4. Focal

Leider weiß ich hier nicht mehr, welches Model mir gezeigt wurde. War
auch nicht weiter interessant, da mir die Charakteristik nicht wirklich
gefallen hat, auch hier fehlte es im Vergleich zu den Totems an der
präzisen Lokalisierbarkeit. Der Bass war etwas besser, aber auch noch
nicht so, wie es mir gefällt. Dire Straits hat mir mit den Focal mit am
besten gefallen, das war schon fast in der Richtung einer B&W 703,
Klassik war dann aber irgendwie daneben. Da ich auf "Kauftour" war, habe
ich die Focal schnell abgehakt, als mir klar wurde, daß sie nicht mein
Geschmack ist.

Preis: unbekannt

keine Bewertung, da nicht mein Geschmack, wäre unfair


Alle diese Lautsprecher habe ich an einer kleinen Arcam Verstärker /
CD-Player Kombi gehört, die mir persönlich auch nicht wirklich gefallen
hat. Zum Klang kann ich wenig sagen, da ich nur mit einem Yamaha
Receiver RX-V2700 vergleichen konnte, der im Hochtonbereich besser
darstellte und im restlichen Bereich etwas weniger dynamisch war, aber
die Komponenten fühlten sich "billig und lieblos" gegenüber den von mir
bevorzugten Rotel an. Okay, sie sind wohl auch ca. 20% günstiger.


So, jetzt aber zum Eingemachten. Der eigentliche Shootout sollte
zwischen dem Rotel RA1062 und der Kombi RC1070/RB1072 stattfinden, wurde
aber ausgeweitet, um auch noch die richtigen Lautsprecher zu finden. Die
obigen Tests waren hauptsichtlich ein Quervergleich in der gleichen
Preisklasse, um mir hinterher nicht zu sagen, ich hätte mir zu wenig
angehört. Dabei ist noch anzumerken, daß die hier gelisteten Geräte nur
die letzte Auswahl darstellten ... da ist auf dem Weg ziemlich viel
weggefallen.

Als Lautsprecher an den Rotels wurden getestet:

- B&W 703 jeweils an beiden Verstärkern

und

- B&W 804S jeweils an beiden Verstärkern

Die Aussagen zu den Verstärkern kann man in einem anderen Artikel
nachlesen, hier möchte ich nur auf die Lautsprecher eingehen:


1. B&W 703

Eine bemerkenswerte Box. Dieser Lautsprecher setzt sich von seinen
Geschwistern aus der 7er Serie weit ab durch die Verwendung des FST
Mitteltöners aus der 8er Serie und durch die hellere und klarere
Abstimmung. Ich würde ihn noch nicht einmal charakterlich der 7er Serie
zuordnen, dazu ist die 703 einfach zu gut. Sie rangiert irgendwo
zwischen der 7er und der 8er Serie. Ein unglaublich guter Lautsprecher
für den Preis.

Bei der 703 hat uns besonders der klar akzentuierte Bass, die sehr gute
Gesamtabstimmung und die klaren Mitten und Höhen gefallen. Stimmen
wurden astrein im Raum plaziert, was die 704 oder 705 vermissen ließen,
war hier zu hören: klar definierte Raumaufteilung, brilliante Höhen und
toll gezeichnete weibliche Stimmen. Ein Lautsprecher zum Verlieben.

Hervorragend gelang auch die Wiedergabe von schwierigen dynamischen
Stücken wie Money for Nothing oder Bachs Toccata, die wuchtig, kraftvoll
und mit ganzer Energie in den Raum kamen. Keine Spur von weichem Bass,
es war trocken, akzentuiert und deutlich tiefer reichend als z.B. die
Totem Forest.

Im Vergleich zu den obenstehenden Schallwandlern ist die 703 klarer im
Mitteltonbereich, der FST Mitteltöner ist hier sicherlich ein
Abgrenzungsmerkmal, etwas brillianter in den Höhen und zwar nicht
unbedingt druckvoller, aber auf dafür konturierter und kontrollierter in
den Bässen.

Schwächen hat die 703 allerdings auch - sie zeichnet nicht ganz so
deutlich wie die 804S, hat gegenüber dieser einen etwas stärkeren aber
weniger sauberen Bass und klingt alles in allem im Vergleich zur großen
Schwester nicht ganz so homogen.

Dennoch, die 703 definiert eine Klasse für sich, losgelöst vom Rest der
7er Serie, die hier nicht mithalten kann und auch sehr klar abgetrennt
von den sehr netten Totem Acoustic Lautsprechern.

Meine persönliche Bewertung: 7 von 10 Punkten


2. B&W 804S

Als Vergleich zur 703 haben wir uns die 804S hinstellen lassen, sodaß
wir die 703 sowohl mit günstigeren, als auch mit gleichteuren als auch
mit einer Klasse (zumindest preislich) darüber liegenden Box vergleichen
konnten.

Vielleicht hätten wir dies nicht mehr tun sollen, aber es war uns wegen
der Einstufung der 703 schon wichtig.

Die 804S hat im Vergleich zur kleinen Schwester 703 auch den FST
Mitteltöner, im Unterschied zu jener aber einen vom Gehäuse
abgekoppelten Hochtöner und ein Matrix Gehäuse und noch einige andere
Finessen. Das Gehäuse ist etwas kleiner, dadurch daß es nach hinten rund
ist. Die 804S sieht von oben betrachtet wie eine Ellipse aus, der an
einem Ende ein Stück abgeschnitten wurde. Alles in allem eine sehr
attraktive Box.

Klanglich ist die 804S tatsächlich noch einmal eine hörbare Steigerung
zur 703. Sie ist brillianter, stellt Stimmen noch reiner und klarer in
den Raum, plaziert noch ein wenig besser und hat sich alles in allem
noch mehr unter Kontrolle. Dire Straits "Money for Nothing" Drumset ist
nicht ganz so brutal und druckvoll wie bei der 703, allerdings straffer
und konturierter. Der Bass des Gewittergrollens am Anfang von Brothers
in Arms ist scheint etwas tiefer zu gehen und verbreitet womöglich noch
mehr Atmosphäre. Der E-Bass und und Mark Knopflers Stimme stehen
deutlich im Raum und die Gitarre kommt mit einer Klarheit herüber, die
man kaum glauben kann.

Auch Diana Krall kam hier voll zur Geltung, die Stimme schwebt an der
richtigen Stelle, ist voll und rund und kein bißchen nervig. In Verdis
"Va Pensiero", gesungen vom Red Army Choir kann man plötzlich
überdeutlich hören, daß da links an der Seite kein Störgeräusch in der
Aufnahme ist, sondern tatsächlich eine Harfe spielt, was man sich zwar
mit der 703 bereits erahnen konnte (und bei sehr genauem Hinhören, oder
wenn man es nach der 804S kannte tatsächlich gehört hat), mit allen
anderen Boxen aber als Störung abgetan wurde. Wow. Was für eine
Präzision, bei diesem unglaublich dynamischen und kraftvollen Chor noch
ein Instrument wie eine sehr leise Harfe deutlich darzustellen. Das
bestätigt mir persönlich die Aussagen vieler Leute, daß dieser
Lautsprecher gnadenlos Probleme in der Zuspielkette oder der Aufnahme
offenbart. Wenn man diese Präzision kennen- und schätzengelernt hat,
möchte man bei schlechten Aufnahmen sofort zur CD greifen und diese
entsorgen.

Auch Eva Cassidy, die bei einer stimmenbetonten Anlage schnell nervig
werden kann, ist für die 804S kein Problem - die Stimme ist glockenrein
und kein bißchen aufdringlich, sondern einfach nur präzise, schön und
läßt einem einen Schauer über den Rücken laufen.

Zur Baßwiedergabe kann ich nur sagen: es ist keine 802D oder gar 800
oder 801, aber sie ist dennoch hervorragend. Safri Duos "Played Alive"
kam mit einer solchen Energie, daß man sich fragt, wo der kleine Rotel
Vollverstärker diese Reserven ausgräbt. Die B&W sind beide keine
"Fresser" mit einer Sensibilität von 90dB/1W/1m, aber dennoch hören sich
viele kleine Verstärker / LS Kombis bei diesem Lied sehr schnell
angestrengt an. Von Anstrengung konnte hier allerdings weder bei der
804S noch bei dem Verstärker die Rede sein, es war eine Wonne zuzuhören.

Der Beginn von Eagles Hotel California mit den Congas im Intro ist
deutlich, knackig und man hat das Gefühl, in der Menge zu sitzen - nur
bei besserem Klang. Auch hier dominieren wieder Klarheit und Brillianz
und gleichzeit die Kontrolle des gesamten Tonspektrums.

Ihr könnt es euch fast schon denken: ja, dieser Lautsprecher hat uns am
Besten gefallen. B&W hat damit eine Box im Programm, die extrem gut
klingt und preislich deutlich teurere Konkurrenten ausstechen kann. Mit
der Konkurrenz in diesem Hörtest hat sie kurzen Prozess gemacht und
alles, bis auf die 703 aus gleichem Haus, nach meinem Geschmack
deklassiert. Kein Wunder, ist sie doch auch zwischen 1600 und 2200
Dollar teurer als der Rest.

Kurz angemerkt aus meiner eigenen Erfahrung von früheren Tests: die 804S
kann sich durchaus mit der 803S messen und sieht im Hause B&W erst
wieder in der 803D eine Konkurrenz, vor der sie Fahnen streichen muß.
Allerdings auch recht knapp, sodaß ich persönlich (und mit meinem Musik-
und Sound-Geschmack) sowohl die 803S als auch die 803D als
Geldverschwendung ansehe und man erst mit noch höher angesiedelten
Lautsprechern wie z.B. den 802D einen echten Qualitätsunterschied hört.
Die 803 anderen klingen für mich zwar anders, aber nicht unbedingt
besser.

Meine persönliche Bewertung: 8 von 10 Punkten


Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die B&W 703 und 804S an den Rotels
unglaublich schön klingen, die 804S tatsächlich noch einmal eine Klasse
besser ist, diese beiden aber den Rest in diesem Feld deutlich hinter
sich lassen.

Meine Rangfolge nach den Hörtests der letzten Woche (nur getestete Boxen
gelistet):

1. B&W 804S
2. B&W 703
3. geteilter Platz: Totem Acoustics Forest und Model 1 mit Subwoofer
4. Focal (unbekannte Produktbezeichnung)
5. Martin Logan Clarity
6. B&W 704
7. B&W 705

[Anmerkung: die B&W wurden alle im gleichen Raum mit gleicher Elektronik
gehört, die anderen in einem anderen Geschäft, mit anderer Elektronik,
der Vergleich ist also nicht zwangsläufig fair oder nachvollziehbar.]

Elektronikmäßig bin ich recht zufrieden mit den Rotel-Geräten. Wenn ich
im Lotto gewinnen würde, käme auch Classe oder anderes in Frage,
allerdings sind zumindest die Classe preislich in geradezu lächerlichen
Regionen, wenn ich mir anschaue, was der echte Zugewinn ist. Arcam hat
mir gar nicht zugesagt, die Geräte fühlten sich billig an, die Knöpfe
unpräzise und wackelig und NAD fand ich persönlich schon immer häßlich,
auch sie evtl. manchmal etwas mehr "bang for the buck" liefern als die
Rotel.

Was mich in den letzten Wochen überrascht und enttäuscht hat, war die
Feststellung, daß man heute nur noch die Firmen im hochqualitativen
reinen Stereo-Bereich findet, die früher eher als "puristisch" galten
und das in vielerlei Hinsicht auch heute noch sind. Ich kann mich noch
an Zeiten erinnern, da haben Firmen wie Kenwood, Yamaha, Denon, Onkyo
und wie sie noch alle hießen bei günstigeren Preisen bessere Qualität
geliefert. Heute kann man froh sein, wenn diese Anbieter überhaupt noch
etwas im Programm haben, was für einen reinen Stereohörer in Frage
kommen könnte. Die Auswahl ist extrem dünn geworden. Schade eigentlich.
Man findet viele für mich exotische Namen und die meisten großen
Hersteller haben noch ein oder zwei Produkte im Programm, die
interessant sein könnten, aber diese sind hier in Kanada schon fast
nicht mehr zu bekommen. Was man hier ab und an findet sind die
sicherlich hervorragenden Marantz Geräte, aber damit hatte es sich - vom
Rest wird nur die "Hauptsache 47.4.1 Sound aus so vielen schlechten
Lautsprechern wie möglich"-Fraktion angeboten.

Da wir bei einem einzelnen Händler kaufen wollten, um einen guten Preis
zu verhandeln, sind wir bei den Rotel geblieben, die uns klanglich wie
optisch gut gefallen haben, einen soliden Eindruck machen und
hervorragend zusammen mit den B&W Boxen laufen. Außerdem ist das
Angebot, daß wir 1 Jahr upgraden können und dabei den vollen Kaufpreis
angerechnet bekommen, auch nicht zu verachten - das hat hier kein
anderer Händler angeboten.

Unser Leben wird also demnächst die Kombination B&W 804S und Rotel
RA1062/RDC1072 bereichern. Wir wissen, daß sie in unserem Wohnzimmer
nicht das bieten werden, was sie in dem gehörten Raum geleistet haben,
da wir einfach nicht den Platz haben, aber wir planen, auf Dauer diesen
Platz wieder zu haben (in Deutschland hätten wir ihn gehabt) bzw. wir
werden dies bei der nächsten Wohnungssuche einplanen.

So, das war jetzt richtig lang und ausführlich, vielleicht hat ja
tatsächlich jemand bis hier unten durchgehalten ... ;-)

cug
Ingolf Haeusler
2007-08-27 08:39:35 UTC
Permalink
Hallo Guido,

von meiner Seite moechte ich mich sehr fuer diesen ausfuehrlichen
Bericht bedanken. Besonders wertvoll finde ich Deine Bemuehungen, die
Beobachtungen so objektiv wie moeglich darzustellen, sowie die gegebenen
Details, die Deiner Ansicht nach die Objektivitaet Deiner Erkenntnisse
beeintraechtigen koennten. Hilfreich dabei Deine zum Thema passenden
fachlichen Kentnisse. Ich schreibe, da ich es mir doch nicht verkneifen
konnte, dazu noch ein paar Kommentare...
Post by Guido Neitzer
3. Martin Logan Clarity
genau die selben Erfahrungen habe ich auch mit Flaechenstrahlern machen
koennen. Luftig, effektvoll aber immer irgendwie ein diffuses Abbild des
Originals. Ok, das ist auch nicht mein Geschmack. Deshalb werde auch ich
hier hinter dem Berg halten, und keine abfaelligen Bemerkungen abgeben.
Motto: Geschmacksache.
Post by Guido Neitzer
Alle diese Lautsprecher habe ich an einer kleinen Arcam Verstärker /
CD-Player Kombi gehört, die mir persönlich auch nicht wirklich gefallen
hat. Zum Klang kann ich wenig sagen, da ich nur mit einem Yamaha
Receiver RX-V2700 vergleichen konnte, der im Hochtonbereich besser
darstellte und im restlichen Bereich etwas weniger dynamisch war, aber
es mag gewiss daran liegen, dass Arcam als britische Company natuerlich
seine Geraete auch "britsch" abstimmt. Viele Yamaha Geraete dagegen
haben IMHO schon einiges an Potential.
Post by Guido Neitzer
Elektronikmäßig bin ich recht zufrieden mit den Rotel-Geräten. Wenn ich
im Lotto gewinnen würde, käme auch Classe oder anderes in Frage,
Ob Deiner doch recht ausfuehrlich geschilderten Vorlieben wuerde ich Dir
fuer den Fall eines Lottogewinns versuchsweise einen ordentlichen
Roehrenverstaerker zum Testhoeren empfehlen. Klar, auch hier gibt es
Unterschiede bei den Geraeten, die IMHO groesser ausfallen duerften als
bei Transen. Jedoch kenne ich _keinen_ Transistorverstaerker, der jemals
manchen Tubis das Wasser reichen koennte. ABer auch das ist wohl
Geschmackssache.
(uebrigens, haette ich vor 5 Jahren mein Posting dbzgl. gelesen, haette
ich mich gefragt, ob ich in der Zwischenzeit irgendwie stark auf den
Kopf gefallen waere) ;o)
Post by Guido Neitzer
Was mich in den letzten Wochen überrascht und enttäuscht hat, war die
Feststellung, daß man heute nur noch die Firmen im hochqualitativen
reinen Stereo-Bereich findet, die früher eher als "puristisch" galten
[...]
Post by Guido Neitzer
sicherlich hervorragenden Marantz Geräte, aber damit hatte es sich - vom
Rest wird nur die "Hauptsache 47.4.1 Sound aus so vielen schlechten
Lautsprechern wie möglich"-Fraktion angeboten.
FULLACK - Die Tendenz zu Effekten und Oberlaechlichkeit beobachte ich
leider ueberall.
Post by Guido Neitzer
So, das war jetzt richtig lang und ausführlich, vielleicht hat ja
tatsächlich jemand bis hier unten durchgehalten ... ;-)
ja ich.
:o)

Viele Gruesse aus Berlin,
Ingolf
--
PS: wer mich direkt anmailen moechte entferne invalid... und ersetze es
durch
MOC.nuS, allerdings v.r.n.l. gelesen
Peter Sauter
2007-08-27 18:11:48 UTC
Permalink
Post by Ingolf Haeusler
Hallo Guido,
von meiner Seite moechte ich mich sehr fuer diesen ausfuehrlichen
Bericht bedanken. Besonders wertvoll finde ich Deine Bemuehungen, die
Beobachtungen so objektiv wie moeglich darzustellen, sowie die gegebenen
Details, die Deiner Ansicht nach die Objektivitaet Deiner Erkenntnisse
beeintraechtigen koennten. Hilfreich dabei Deine zum Thema passenden
fachlichen Kentnisse.
Dem möcht ich mich auch anschliessen. Auch dem anderen Hörerbericht zu
der Rotel-Elektronik. Die 703er kenne ich von anderen Hörterminen ebenso
die 804er (die 804S habe ich noch nicht gehört).
Guido Neitzer
2007-08-27 18:34:16 UTC
Permalink
Besonders wertvoll finde ich Deine Bemuehungen, die Beobachtungen so
objektiv wie moeglich darzustellen, sowie die gegebenen Details, die
Deiner Ansicht nach die Objektivitaet Deiner Erkenntnisse beeintraechtigen
koennten.
Ich habe mir hier wirklich Mühe gegeben und auch die Eindrücke meiner
Frau mit in den Bericht reingenommen, aber wie ihr sicherlich alle wißt:
das ist nie wirklich objektiv. Wir haben einen bestimmten Geschmack, was
Musik angeht und wir haben einen bestimmten Geschmack, was deren
Umsetzung angeht. Andere Menschen mögen das komplett anders sehen.
es mag gewiss daran liegen, dass Arcam als britische Company natuerlich
seine Geraete auch "britsch" abstimmt. Viele Yamaha Geraete dagegen
haben IMHO schon einiges an Potential.
Ich weiß. Ich hatte vor zig Jahren eine Yamaha C65/MX-70 Kombi an B&W
Matrix II und war damit unglaublich zufrieden. Das Ganze ist, leider
kann ich im Nachhinein nur sagen, anderen Interessen zum Opfer gefallen.
Jetzt kehre ich reumütig zurück.
fuer den Fall eines Lottogewinns versuchsweise einen ordentlichen
Roehrenverstaerker zum Testhoeren empfehlen.
;-) Habe ich mir immer mal vorgenommen, aber nie umgesetzt. Vielleicht
kommt das irgendwann auf meine alten Tage ja noch mal.
FULLACK - Die Tendenz zu Effekten und Oberlaechlichkeit beobachte ich
leider ueberall.
Es ist ein allgemeiner Trend in der Gesellschaft. Hier in NA noch
deutlicher als in Europa! Ich persönlich finde das furchtbar, aber was
will man machen, die "Geiz ist geil"-Gesellschaft hat das Heft in der
Hand.

cug
Fritz Rutz
2007-08-28 06:47:16 UTC
Permalink
Post by Ingolf Haeusler
Post by Guido Neitzer
Alle diese Lautsprecher habe ich an einer kleinen Arcam Verstärker /
CD-Player Kombi gehört, die mir persönlich auch nicht wirklich gefallen
hat. Zum Klang kann ich wenig sagen, da ich nur mit einem Yamaha
Receiver RX-V2700 vergleichen konnte, der im Hochtonbereich besser
darstellte und im restlichen Bereich etwas weniger dynamisch war, aber
es mag gewiss daran liegen, dass Arcam als britische Company natuerlich
seine Geraete auch "britsch" abstimmt. Viele Yamaha Geraete dagegen
haben IMHO schon einiges an Potential.
Ich hatte frueher eine Yamaha C-65/M-65 Kombination und die leistete
waehrend Jahren sehr gute Dienste. Nach dem Umzug bin ich mit dem
RX-V1300 auf Heimkino umgestiegen und war ueberrascht, wie schlecht
das Teil klingt wenn es fuer Musik auf Stereo umgeschaltet wird (Filme
mit 6.1 waren ganz okay). Nachdem ich dann die Frontkanaele auf eine
Yamaha B-70 Endstufe umgeleitet habe wurde es deutlich besser. Im
Augenblick werkelt ein RX-V2500 mit einer Yamaha B2x Endstufe auf den
Frontkanaelen und Musikhoeren macht wieder unheimlich Spass. Es ist
allerdings wirklich erschreckend, was sich im Stereo Bereich in den
letzten 10 Jahren veraenderte. Interessanterweise werden hochwertige
Geraete aus den letzten 20 Jahren immer teurer. Vielleicht erleben
gute Stereoverstaerker auch bei den Massenherstellern wieder eine
Renaissance.

Gruss

Fritz
Peter Sauter
2007-08-28 16:27:06 UTC
Permalink
Post by Fritz Rutz
Ich hatte frueher eine Yamaha C-65/M-65 Kombination und die leistete
waehrend Jahren sehr gute Dienste. Nach dem Umzug bin ich mit dem
RX-V1300 auf Heimkino umgestiegen und war ueberrascht, wie schlecht
das Teil klingt wenn es fuer Musik auf Stereo umgeschaltet wird (Filme
mit 6.1 waren ganz okay).
Ich hatte bei meinen 805N Boxen zuerst einen AV-Receiver von Pioneer
(VSX908RDS ca. 2500 DM Klasse) und hatte danach erstmal die
Rotel-Vorstufe gebraucht gekauft und den Pioneer nur 5.1 Endstufe
werkeln lassen. Bei vergleichbaren Pegel war schon hier ein
Klangunterschied hörbar. Mit der Rotel-Endstufe gabs dann nochmal ein
Sprung. Ich war selbst überrascht das der relativ Klangunterschied der
quasi verschiedenen Vorstufen (Rotel vs. Pioneer) schon was ausmacht.
Andreas Hünnebeck
2007-08-28 23:15:57 UTC
Permalink
Post by Guido Neitzer
Hallo zusammen.
Gesterm habe ich einen kleinen Hörtest mit verschiedenen Komponenten
gemacht und hier folgt jetzt der Bericht dazu.
Super, sehr ausführlich und gut nachvollziehbar. Meine bemerkungen habe
ich eingestreut.
Post by Guido Neitzer
- Dire Straits: Money For Nothing, Brothers in Arms, Your latest trick
- Diana Krall: S'Wonderful
- Katie Melua: Nine Million Bicycles
- Eva Cassidy: Field of Gold
- Eagles: Hotel California (Hell Freezes Over)
- J.S. Bach: Toccata (Aufnahme leider unbekannt)
- Verdi: Va Pensiero (gesungen vom Red Army Chor)
- Orff: Carmina Burana
- just for fun: Safri Duo mit Played-A-Live
Nette Mischung, fehlt nur was richtig hartes (Metallica, Guns'n Roses,
Tool, ...)
Post by Guido Neitzer
1. Totem Acoustics Forest
Ein sehr angenehmer, warm klingender Lautsprecher, der eine erstaunliche
Bassleistung hat für sein geringes Volumen und die kleine Membran. Sehr
präzise Darstellung der Instrumente und Stimmen im Raum, wenn auch ein
wenig überbetont im hohen Bass- bzw. tiefen Mitteltonbereich.
Das ist der typische Hifibuckel im oberen Bassbereich, der das
Fehlen echten Tiefbasses verschleiern soll. Funktioniert in
Grenzen, hat aber auch Nachteile (s.u.).
Post by Guido Neitzer
[..]Die Stärken dieser Box sind allerdings meiner Meinung nach eher die
weichen Töne und Musikrichtungen - gequält mit Dire Straits "Money for
Nothing" oder Safri Duo wurde der Bass zu weich, fast ein wenig
wabbelig. Die Box klang für mich mit diesen Stücken ab einem gewissen
Pegel etwas überfordert, der kleine Tieftöner rächt sich hier
anscheinend. Klassik war deutlich besser, mit gleichen Abstrichen, wenn
sehr tiefe Streicher, Orgeltöne oder Paukenschläge gefordert waren.
Genau das ist der Nachteil des Hifibuckels. Das kleine Chassis wird
mechanisch überfordert, die Physik kann man nicht überlisten.
Post by Guido Neitzer
2. Totem Acoustics Model 1 mit Dreamcatcher Subwoofer
Auch hier wieder eine sehr angenehm und warm klingende Kombination,
allerdings weniger homogen als die Forest, dies schiebe ich das auf das
unprofessionelle "Einpegeln" des Subwoofers auf die Lautsprecher - der
Verkäufer machte das manuell mit einer seiner eigenen CDs. Ich hätte
hier eine Messung bevorzugt.
Full Ack - ohne Messung wird das schlicht nix.
Post by Guido Neitzer
Der Bass klang in dieser Kombination
trockener, wenn er auch für meinen Geschmack etwas zu hoch angekoppelt
ist und damit manchmal, allerdings glücklicherweise selten, ortbar war.
Die Model 1 haben sogar eine noch bessere Plazierung der einzelnen
Stimmen im Raum als die Forest, ihnen fehlt aber der Punch im oberen
Bass-Bereich und sie brauchen definitiv die Hilfe des Subwoofers.
Möglicherweise kam es Dir nur wegen des Hifibuckels der zuvor gehörten
Box so vor, als fehle der Punch.
Post by Guido Neitzer
3. Martin Logan Clarity
Eine interessante Konstruktion ist die Clarity auf jeden Fall. Optisch
etwas luftiger als ein normaler Standlautsprecher, allerdings benötigt
jeder Speaker zusätzlich zum Signal auch noch einen Stromanschluß. Ich
habe die Clarity sehr schnell aus meinem persönlichen Bewertungsfeld
ausgeschlossen, da mir die räumliche Plazierung von Stimmen fehlte. Die
Box erzeugt einen sehr offenen, fast sphärischen Klang, der mir einfach
nicht zusagte. Die Ortung von Interpreten im Raum war mir fast
unmöglich, die Stimme von Diana Krall schien überall im Raum zu schweben
ohne eine klar definierte Position anzunehmen.
Typischer Breitwandsound von Flächenstrahlern. je nach Musik kann das
sehr schön sein, ist aber - wie Du sagst - Geschmacksache.
Post by Guido Neitzer
4. Focal
Leider weiß ich hier nicht mehr, welches Model mir gezeigt wurde. War
auch nicht weiter interessant, da mir die Charakteristik nicht wirklich
gefallen hat, auch hier fehlte es im Vergleich zu den Totems an der
präzisen Lokalisierbarkeit. Der Bass war etwas besser, aber auch noch
nicht so, wie es mir gefällt. Dire Straits hat mir mit den Focal mit am
besten gefallen, das war schon fast in der Richtung einer B&W 703,
Klassik war dann aber irgendwie daneben.
Ist das immer noch diese Box mit dem invertierten Hochtöner? Die fand
ich schon immer etwas aufdringlich und für Klassik ziemlich ungeeignet.
Post by Guido Neitzer
Was mich in den letzten Wochen überrascht und enttäuscht hat, war die
Feststellung, daß man heute nur noch die Firmen im hochqualitativen
reinen Stereo-Bereich findet, die früher eher als "puristisch" galten
und das in vielerlei Hinsicht auch heute noch sind. Ich kann mich noch
an Zeiten erinnern, da haben Firmen wie Kenwood, Yamaha, Denon, Onkyo
und wie sie noch alle hießen bei günstigeren Preisen bessere Qualität
geliefert. Heute kann man froh sein, wenn diese Anbieter überhaupt noch
etwas im Programm haben, was für einen reinen Stereohörer in Frage
kommen könnte. Die Auswahl ist extrem dünn geworden. Schade eigentlich.
Das ist leider richtig - und war für mich ein Grund, mich mehr im Prosektor
umzuschauen, weil ich mich für die etwas esoterische Seite des Highend
(wozu Rotel und B&W natürlich nicht gehören) nicht recht erwärmen kann,
und mir die technisch hervorragende Sparte des Highend (ML, Bryston,
Linn, Naim) nicht leisten kann oder mag.

Tschau
Andreas
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Andreas Hünnebeck | email: ***@gmx.de
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