Discussion:
Braun CSV 13 - Röhrenverstärker allgemein
(zu alt für eine Antwort)
Sebastian Scholz
2005-05-25 13:48:00 UTC
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Hallo zusammen,

Ich habe die Möglichkeit, einen Braun Verstärker der Bezeichnung CSV
13 in Betrieb zu nehmen, da ich ihn in einem Keller einer Bekannten
gefunden habe, die keinerlei Verwendung mehr dafür hat.

Bisher habe ich das Ding nur von außen gesehen und habe einige Fragen:

Auf der Front befinden sich Drehknöpfe und Hebel an den Drehknöpfen
für Balance, Tiefen und Höhen. Was bewirken diese Hebel, die in
,,9-Uhr-Stellung" ausgeschaltet zu sein scheinen?

Rechts auf der Front befinden sich 3 Schalter.
,,mo - ste": Vermutlich Mono und Stereo? Wann macht das Sinn?
,,aus - pre": Was bedeutet das?
,,aus - rf": Was bedeutet das?

Auf der Rückseite des Geräts sind die Anschlüsse. Meine Tannoy m1
schließe ich vermutlich an dem Anschluss für 4 Ohm an? Wie heißen
die Stecker, die ich dafür benötige (eigentlich ganz clever gelöst
und ohne die Gefahr des falschen Anschließens).

Es gibt 4 Eingänge: Radio, Phono, Band und Mikro.

NF-Eingang Empfindlichkeit Eingangswiderstand
Radio 200 mV 500kOhm
Phono 3 mV 33 kOhm
Band 200 mV 500kOhm
Mikro 10 mV 500kOhm

Ich vermute also, dass ich meinen CD-Player (über einen entsprechenden
Adapter auf Cinch sollte wohl gehen?) als ,,Band" anschließen kann?

Für den Fall, dass die Röhren defekt sind (altern die eigentlich?),
wo kann ich günstig neue EL84 erstehen und was muss ich dabei
beachten? Im Internet habe ich gesehen, dass die oft zu zweit als Paar
gematcht sind.

Außerdem sind ja auch einige Elkos/Kondensatoren verbaut. Muss ich
hier mit Überraschungen rechnen?

Das Gerät hat 2 x 12 W Sinusleistung. Nun höre ich ohnehin nicht laut
Musik, die Tannoys haben einen Wirkungsgrad von 89 db. - Dann höre
ich aber schon noch mehr als ein Flüstern, oder?

Und zuletzt... was muss ich sonst noch beachten, wenn ich ein altes
Gerät wie dieses (vermutlich aus 1961/1962) in Betrieb nehmen und
pfleglich bedienen möchte? Sollte ich außerdem das Gerät durch
Steckerziehen vom Netz trennen, wenn ich mal nicht zuhause bin o.ä.?

Vielen Dank für tolle Tipps!

Sebastian
Patrick Piecha
2005-05-25 14:13:08 UTC
Permalink
Post by Sebastian Scholz
Das Gerät hat 2 x 12 W Sinusleistung. Nun höre ich ohnehin
nicht laut Musik, die Tannoys haben einen Wirkungsgrad von 89
db. - Dann höre ich aber schon noch mehr als ein Flüstern,
oder?
Errechnete 99.8 dB SPL sind schon sehr ordentlich laut.
Post by Sebastian Scholz
Und zuletzt... was muss ich sonst noch beachten, wenn ich ein
altes Gerät wie dieses (vermutlich aus 1961/1962) in Betrieb
nehmen und pfleglich bedienen möchte? Sollte ich außerdem das
Gerät durch Steckerziehen vom Netz trennen, wenn ich mal
nicht zuhause bin o.ä.?
Vielen Dank für tolle Tipps!
Ich hab zwar keine Ahnung von Roehrengeraeten, dafuer aber den
schwarzen Guertel im Googlen:

http://www.mcamafia.de/tubes/braun/download.htm


Gruß, Patrick
Martin Klaiber
2005-05-25 17:19:00 UTC
Permalink
Post by Sebastian Scholz
Ich habe die Möglichkeit, einen Braun Verstärker der Bezeichnung CSV
13 in Betrieb zu nehmen, da ich ihn in einem Keller einer Bekannten
gefunden habe, die keinerlei Verwendung mehr dafür hat.
Schön. Falls Deine Bekannte noch mehr so Schätzchen hat, für die sie
keine Verwendung mehr hat: immer her damit :-)
Post by Sebastian Scholz
Auf der Front befinden sich Drehknöpfe und Hebel an den Drehknöpfen
für Balance, Tiefen und Höhen. Was bewirken diese Hebel, die in
,,9-Uhr-Stellung" ausgeschaltet zu sein scheinen?
Wirf mal eine Suchmaschine an, da sollte sich was im web zu finden
lassen. Ich weiß es nicht.
Post by Sebastian Scholz
Auf der Rückseite des Geräts sind die Anschlüsse. Meine Tannoy m1
schließe ich vermutlich an dem Anschluss für 4 Ohm an?
Klingt vermutlich am Besten, wird aber am leisesten sein, wenn die
anderen Ausgänge höherohmig sind. Probier's einfach aus. Röhrengeräte
sind in der Regel kurzschlussfest.
Post by Sebastian Scholz
Wie heißen die Stecker, die ich dafür benötige (eigentlich ganz clever
gelöst und ohne die Gefahr des falschen Anschließens).
Keine Ahnung, wie sehen sie denn aus?
Post by Sebastian Scholz
Ich vermute also, dass ich meinen CD-Player (über einen entsprechenden
Adapter auf Cinch sollte wohl gehen?) als ,,Band" anschließen kann?
Ja, oder ,,Radio''.
Post by Sebastian Scholz
Für den Fall, dass die Röhren defekt sind (altern die eigentlich?),
Ja, aber eigentlich nur im Betrieb. Und sie altern schleichend. Sie
gehen also in der Regel nicht von heute auf morgen kaputt.
Post by Sebastian Scholz
wo kann ich günstig neue EL84 erstehen und was muss ich dabei
beachten?
Die EL84 ist unter den Endröhren eine der weitverbreitetsten. Du
bekommst sie sicher noch bei den üblichen Elektronikversendern,
außerdem in Musikergeschäften, usw. Auf jeden Fall werden sie AFAIK
noch hergestellt.
Post by Sebastian Scholz
Im Internet habe ich gesehen, dass die oft zu zweit als Paar gematcht
sind.
Ich weiß nicht, ob sich das lohnt. Der Rest des Verstärkers ist ja
auch nicht auf Kanalgleichheit, o.ä. selektiert. Außerdem bräuchtest
Du ja dann vier ausgemessene Röhren, je 2 für die Gegentaktendstufe
und das ganze je Kanal. Ich würde es lassen.
Post by Sebastian Scholz
Außerdem sind ja auch einige Elkos/Kondensatoren verbaut. Muss ich
hier mit Überraschungen rechnen?
Jein. Elkos sollen nach so langer Standzeit eigentlich formiert werden.
D.h. langsames Hochlaufen der Spannung. Wenn Du einen Regeltrafo hast,
dann würde ich das Gerät beim ersten Mal daran langsam hochfahren. Wenn
nicht, dann empfiehlt es sich IMHO beim ersten Mal nur kurz ein- und
gleich wieder auszuschalten. Wenn das Gerät noch Röhrengleichrichtung
hat, dann kannst Du Dir das IMHO sparen. Gleichrichterröhren leiten
erst, wenn sie warm sind, d.h. die Spannung läuft langsam hoch, so wie
Du es brauchst.

Was man nie ausschließen kann ist, dass die Elkos ausgetrocknet sind.
Gerade in Röhrengeräten ist es ja doch eher warm. Das wirkt sich so
aus, dass sie Kapazität verloren haben, und das äußert sich in der
Regel durch erhöhtes Brummen. Da hilft dann nur ein Austausch.

Zu den anderen Kondensatoren: die altern in der Regel nicht, wenn sie
nicht benutzt werden, es sei denn, sie haben Risse in der Hülle, durch
die Feuchtigkeit eindringt, o.ä. Röhren sind jedoch sehr hochohmige
Bauteile, d.h. schon geringe Isolationsfehler der Kondensatoren können
den Arbeitspunkt verschieben. In dem Fall musst Du den Kondensator dann
eben austauschen. Am Besten durch einen mit PP-Dielektrikum, das
isoliert (und klingt) von den heute gebräuchlichen am Besten.
Post by Sebastian Scholz
Das Gerät hat 2 x 12 W Sinusleistung. Nun höre ich ohnehin nicht laut
Musik, die Tannoys haben einen Wirkungsgrad von 89 db. - Dann höre
ich aber schon noch mehr als ein Flüstern, oder?
Ja.
Post by Sebastian Scholz
Und zuletzt... was muss ich sonst noch beachten, wenn ich ein altes
Gerät wie dieses (vermutlich aus 1961/1962) in Betrieb nehmen und
pfleglich bedienen möchte?
Vor dem ersten Einschalten würde ich das Gerät öffnen und die Platine
von Staub reinigen. Denn dieser Schmodder ist teilweise leitfähiger als
einem lieb ist. Im einfachsten Fall pustest oder saugst Du die Platine
einfach ab. Es gibt aber auch spezielle Reinigungssprays dafür, z.B.
von Kontakt-Chemie. Brauchst Du aber eigentlich nicht, außer sie ist
richtiggehend von einem Schmierfilm überzogen.

Bei der Gelegenheit würde ich gleich einen Blick über die Bauteile und
die Platine gleiten lassen, ob irgendwas auffällig angeschmort aussieht.
Das könnte dann ein Hinweis auf einen Defekt sein. Andererseits ist die
Umgebung der Röhren immer etwas ,,angebräunt''.

Vor dem Einschalten dann wieder Deckel drauf, falls doch ein Elko, o.ä.
auseinanderfliegt.
Post by Sebastian Scholz
Sollte ich außerdem das Gerät durch Steckerziehen vom Netz trennen,
wenn ich mal nicht zuhause bin o.ä.?
Wegen Blitzeinschlag oder Überspannung? IMHO nicht nötig, Röhren sind
in der Beziehung äußerst robust.

HTH und viel Spaß beim Hören,
Martin
Sebastian Scholz
2005-05-26 05:54:34 UTC
Permalink
Hallo Martin,

On Wed, 25 May 2005 19:19:00 +0200, Martin Klaiber
Post by Martin Klaiber
Schön. Falls Deine Bekannte noch mehr so Schätzchen hat, für die sie
keine Verwendung mehr hat: immer her damit :-)
Dort liegt ebenfalls ein Braun Receiver (ich meine, mich an die
Bezeichnung "R1" erinnern zu können: schwarz, sehr flach, ein grüner
Kopf an der Front. Das Gerät machte später Probleme, das weiß ich
nicht. Ich glaube, wenn man am Lautstärkeregler drehte, dann passierte
gar nichts, außer wenn man ihn dann hin und her bewegte. Was könnte
das sein? Das Gerät sieht echt gut aus! Ach, wär ich mal
Radiotechniker ;-)
Post by Martin Klaiber
Post by Sebastian Scholz
Auf der Front befinden sich Drehknöpfe und Hebel an den Drehknöpfen
für Balance, Tiefen und Höhen. Was bewirken diese Hebel, die in
,,9-Uhr-Stellung" ausgeschaltet zu sein scheinen?
Wirf mal eine Suchmaschine an, da sollte sich was im web zu finden
lassen. Ich weiß es nicht.
Ich habe was von dynamischer Soundanpassung gelesen und dass das zu
der Zeit "in" war. Wie's funktioniert, weiß ich leider nicht.
Post by Martin Klaiber
Post by Sebastian Scholz
Auf der Rückseite des Geräts sind die Anschlüsse. Meine Tannoy m1
schließe ich vermutlich an dem Anschluss für 4 Ohm an?
Klingt vermutlich am Besten, wird aber am leisesten sein, wenn die
anderen Ausgänge höherohmig sind. Probier's einfach aus. Röhrengeräte
sind in der Regel kurzschlussfest.
Das heißt, dass auch der 8 Ohm-Ausgang für den Anschluss möglich wäre?
Post by Martin Klaiber
Post by Sebastian Scholz
Wie heißen die Stecker, die ich dafür benötige (eigentlich ganz clever
gelöst und ohne die Gefahr des falschen Anschließens).
Keine Ahnung, wie sehen sie denn aus?
Meine Eltern hatte mal Boxen mit solchen Steckern an den Kabeln: runde
Stecker (also der Plastikteil) und zwei Kontakte, einer wie ein Stift,
der andere gleich lang aber breiter

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Naja...
Post by Martin Klaiber
Post by Sebastian Scholz
Für den Fall, dass die Röhren defekt sind (altern die eigentlich?),
Ja, aber eigentlich nur im Betrieb. Und sie altern schleichend. Sie
gehen also in der Regel nicht von heute auf morgen kaputt.
Der Vorbesitzer hatte eigentlich wenig handwerkliches Geschick und
daher vermute ich, dass die Röhren seit den 60ern nicht gewechselt
wurden. Auch ist das meine Hoffnung zur Aussage der derzeitigen
Besitzerin, die meinte, dass das Gerät "irgendwie kaputt" sei.

Lohnt sich eine Reparatur eigentlich aus wirtschaftlicher Sicht? Die
Technik scheint ja überschaubar zu sein und das Gerät gefragt.

Wie äußern sich defekte Röhren? Kommt dann gar nichts mehr?
Post by Martin Klaiber
Die EL84 ist unter den Endröhren eine der weitverbreitetsten. Du
bekommst sie sicher noch bei den üblichen Elektronikversendern,
außerdem in Musikergeschäften, usw. Auf jeden Fall werden sie AFAIK
noch hergestellt.
Sehr schön! - Unter dem Link von Patrick liegt eine
Bedienungsanleitung/technische Doku zu dem Gerät. Solche Preise für
Ersatzteile würde ich mir heute wünschen, wegen mir auch
inflationsbereinigt...
Post by Martin Klaiber
Post by Sebastian Scholz
Im Internet habe ich gesehen, dass die oft zu zweit als Paar gematcht
sind.
Ich weiß nicht, ob sich das lohnt. Der Rest des Verstärkers ist ja
auch nicht auf Kanalgleichheit, o.ä. selektiert. Außerdem bräuchtest
Du ja dann vier ausgemessene Röhren, je 2 für die Gegentaktendstufe
und das ganze je Kanal. Ich würde es lassen.
Okay, umso besser.
Post by Martin Klaiber
Post by Sebastian Scholz
Außerdem sind ja auch einige Elkos/Kondensatoren verbaut. Muss ich
hier mit Überraschungen rechnen?
Jein. Elkos sollen nach so langer Standzeit eigentlich formiert werden.
D.h. langsames Hochlaufen der Spannung. Wenn Du einen Regeltrafo hast,
dann würde ich das Gerät beim ersten Mal daran langsam hochfahren. Wenn
nicht, dann empfiehlt es sich IMHO beim ersten Mal nur kurz ein- und
gleich wieder auszuschalten. Wenn das Gerät noch Röhrengleichrichtung
hat, dann kannst Du Dir das IMHO sparen. Gleichrichterröhren leiten
erst, wenn sie warm sind, d.h. die Spannung läuft langsam hoch, so wie
Du es brauchst.
Woran kann ich erkennen, ob es das hat?
Post by Martin Klaiber
Vor dem ersten Einschalten würde ich das Gerät öffnen und die Platine
von Staub reinigen. Denn dieser Schmodder ist teilweise leitfähiger als
einem lieb ist. Im einfachsten Fall pustest oder saugst Du die Platine
einfach ab. Es gibt aber auch spezielle Reinigungssprays dafür, z.B.
von Kontakt-Chemie. Brauchst Du aber eigentlich nicht, außer sie ist
richtiggehend von einem Schmierfilm überzogen.
Das werde ich tun. Muss ich mich vor irgendwelchen Bauteilen in acht
nehmen, die z. b. noch eine gefährliche elektrische Ladung aufweisen
können?


Viele Grüße
Sebastian Scholz
Martin Klaiber
2005-05-26 07:17:33 UTC
Permalink
Post by Sebastian Scholz
Dort liegt ebenfalls ein Braun Receiver (ich meine, mich an die
Bezeichnung "R1" erinnern zu können: schwarz, sehr flach, ein grüner
Kopf an der Front. Das Gerät machte später Probleme, das weiß ich
nicht. Ich glaube, wenn man am Lautstärkeregler drehte, dann passierte
gar nichts, außer wenn man ihn dann hin und her bewegte. Was könnte
das sein? Das Gerät sieht echt gut aus! Ach, wär ich mal
Radiotechniker ;-)
Vielleicht einfach nur ein verdrecktes Lautstärkepoti.
Post by Sebastian Scholz
Ich habe was von dynamischer Soundanpassung gelesen und dass das zu
der Zeit "in" war. Wie's funktioniert, weiß ich leider nicht.
Hm, vielleicht umschaltbare Eckfrequenzen für die Klangregler. Schreib
doch mal, womit die Schalter und Potis beschriftet sind.
Post by Sebastian Scholz
Das heißt, dass auch der 8 Ohm-Ausgang für den Anschluss möglich wäre?
Ja. Wenn die LS ebenfalls 8 Ohm haben, ist dieser Ausgang der lauteste.
Heutige LS rechnen aber in der Regel mit einem niederohmigen Ausgang,
es ist also anzunehmen, dass die LS am 4 Ohm Ausgang ein bißchen
linearer klingen. Probier's einfach aus.
Post by Sebastian Scholz
Meine Eltern hatte mal Boxen mit solchen Steckern an den Kabeln: runde
Stecker (also der Plastikteil) und zwei Kontakte, einer wie ein Stift,
der andere gleich lang aber breiter
Ok, also die üblichen DIN-Lautsprecherstecker. Gibt's in jedem
Elektronikfachgeschäft (sollte es jedenfalls geben).
Post by Sebastian Scholz
Der Vorbesitzer hatte eigentlich wenig handwerkliches Geschick und
daher vermute ich, dass die Röhren seit den 60ern nicht gewechselt
wurden. Auch ist das meine Hoffnung zur Aussage der derzeitigen
Besitzerin, die meinte, dass das Gerät "irgendwie kaputt" sei.
Ach so. Das hattest Du vorher noch nicht geschrieben. Wenn das Gerät
schon als defekt deklariert ist, dann solltest Du es nicht unbedingt
einfach einschalten, ohne zu wissen, was genau kaputt ist. Wenn Du Pech
hast, geht sonst noch mehr kaputt. Versuch doch mal rauszukriegen, an
welche Fehler/Probleme sich die Besitzerin noch erinnert.
Post by Sebastian Scholz
Lohnt sich eine Reparatur eigentlich aus wirtschaftlicher Sicht?
Kommt darauf an, wie Du wirtschaftlich definierst. Wenn Du darauf
spekulierst, bei Ebay, o.ä. ein Geschäft zu machen, dann ist es
vielleicht sinnvoller, das Gerät der Besitzerin möglichst billig
abzuluchsen, nur vorsichtig zu reinigen und als defekt bei Ebay
einzustellen.

Wenn Du es selbst behalten willst, dann musst Du für Dich selbst
festlegen, was Dir das Ganze wert ist. Bei solchen Sachen frage ich
mich nicht, ob ich draufzahle. Wenn ich es haben will, dann setze
ich mir ein Limit, was mir der Spaß wert ist, ansonsten lasse ich es
sein. Professionelle Sammler rechnen vermutlich anders, in dieser
Szene kenne ich mich allerdings nicht aus.
Post by Sebastian Scholz
Die Technik scheint ja überschaubar zu sein
Ja, das ist wirklich angenehm bei Röhrengeräten.
Post by Sebastian Scholz
und das Gerät gefragt.
Kann sein, das weiß ich nicht.
Post by Sebastian Scholz
Wie äußern sich defekte Röhren? Kommt dann gar nichts mehr?
Wenn sie z.B. Luft gezogen haben, dann funktionieren sie natürlich gar
nicht mehr. Wenn die Heizung defekt ist, natürlich auch nicht. Aber in
der Regel funktionieren sie mit der Zeit einfach immer schlechter. Sie
werden leiser, verzerren, rauschen, prasseln, irgendwas.
Post by Sebastian Scholz
Woran kann ich erkennen, ob es das hat?
Schau Dir die Röhrenbestückung an. Gleichrichterröhen haben als zweiten
Buchstaben ein Y oder ein Z. Y steht für Einweggleichrichter, Z für
Zweiweggleichrichter. Jedenfalls bei europäischen Röhren. Falls da
jemand z.B. amerikanische Röhren eingebaut hast, musst Du in einer
Vergleichstabelle schauen.
Post by Sebastian Scholz
Das werde ich tun. Muss ich mich vor irgendwelchen Bauteilen in acht
nehmen, die z. b. noch eine gefährliche elektrische Ladung aufweisen
können?
In der Regel die Elkos. Aber die Röhren heizen nach dem Abschalten der
Netzspannung ja noch ein paar Sekunden nach, das sollte reichen, um die
Elkos leerzusaugen. Aber wie gesagt: versuch erstmal rauszukriegen, was
an dem Gerät defekt sein soll.

Martin
Muck Krieger
2005-05-26 09:55:32 UTC
Permalink
Einen großen Teil deiner Fragen hat Martin Klaiber bereits gut beantwortet,
ich gehe hier einfach die Liste nochmal aus meiner Sicht durch (ich hatte
schon einige CSV 13 in den Fingern) ...
Post by Sebastian Scholz
Auf der Front befinden sich Drehknöpfe und Hebel an den Drehknöpfen
für Balance, Tiefen und Höhen. Was bewirken diese Hebel, die in
,,9-Uhr-Stellung" ausgeschaltet zu sein scheinen?
Prinzipiell sind die Klangregler dann "linear", also den Frequenzgang des
Eingangssignals nicht verändernd. Allerdings ist der Lautstärkesteller des
CSV 13 /leicht/ "physiologisch" regelnd, hebt also im ersten Viertel des
Drehwegs Bässe und Höhen minimal an, was bei leiser Musik vom Ohr
aber als angenehm empfunden wird.
Post by Sebastian Scholz
Rechts auf der Front befinden sich 3 Schalter.
,,mo - ste": Vermutlich Mono und Stereo? Wann macht das Sinn?
Wenn die Eingangssignale vom Eingang her sehr unterschiedlich sind, z.B.
im Extremfall eine Mono-Quelle, die nur an einem Eingangsstift "elektrisch"
angeschlossen ist. Dieser Schalter verbindet einfach die beiden Vorstufen-
Ausgänge miteinander, damit die Endstufen gleiches Signal an die beiden
Lautsprecher R/L schicken können. Gelegentlich ist ein Monoschalter auch
bei der "akustischen Feinjustage" von Plattenspielern und Tonbandgeräten
sehr nützlich.
Post by Sebastian Scholz
,,aus - pre": Was bedeutet das?
"presence" - also "Präsenz. Hier wird der Mitteltonbereich kräftig angehoben,
um z.B. Sprachübertragungen deutlicher aus den Hintergrund-/Nebengeräuschen
herauszuheben. Braucht man bei heutigem Material wohl nie, außer, um Freunden
mal zu demonstrieren, wie ein Bo^H^HJEHOVA-Lautsprecher klingt ;-)
Post by Sebastian Scholz
,,aus - rf": Was bedeutet das?
Rumpelfilter, in diesem Falle eine Umschaltung in der Gegenkopplung, um Signale
unterhalb ca 20 Hz sehr heftig zu unterdrücken. Bei CD, Radio, Band etc und
bei neueren Plattenspielern aber i.d.R. überflüssig.
Post by Sebastian Scholz
Auf der Rückseite des Geräts sind die Anschlüsse. Meine Tannoy m1
schließe ich vermutlich an dem Anschluss für 4 Ohm an? Wie heißen
die Stecker, die ich dafür benötige (eigentlich ganz clever gelöst
und ohne die Gefahr des falschen Anschließens).
Ganz normale "DIN"-Lautsprecherstecker. Gips überall.
Post by Sebastian Scholz
Es gibt 4 Eingänge: Radio, Phono, Band und Mikro.
NF-Eingang Empfindlichkeit Eingangswiderstand
Radio 200 mV 500kOhm
Phono 3 mV 33 kOhm
Band 200 mV 500kOhm
Mikro 10 mV 500kOhm
Ich vermute also, dass ich meinen CD-Player (über einen
entsprechenden Adapter auf Cinch sollte wohl gehen?) als ,,Band"
anschließen kann?
Ja, "Band" und "Radio" sind zwei elektrisch identische Hochpegel-/
Line-Eingänge. Die "200 mV" bedeuten, daß diese Eingangsspannung
zur Vollaussteuerung der Endstufen ausreichen. CD-Spieler liefern
allerdings normalerweise etwa die zehnfache Spannung, sodaß in deinem
Adapter ein entsprechender Spannungsteiler (der aus zwei preiswerten
Widerständen pro Kanal besteht) sinnvoll wäre, sonst wird der Laut-
stärkeregler ziemlich disfunktional. Da Röhren (im Gegensatz zu Halb-
leitern) am Eingang aber auch extrem überhöhte Spannungen verdauen,
würden ohne Spannungsteiler aber nur die Verzerrungen stark zunehmen,
selbst eine zart gezupfte Wanderklampfe würde dann immer nach Jimi
Hendrix klingen ...
Post by Sebastian Scholz
Für den Fall, dass die Röhren defekt sind (altern die eigentlich?),
Ja, auf mehrere Arten, aber i.d.R. sehr langsam. Natürlich kann jederzeit
beim Ein- oder Ausschalten der Heizfaden durchbrennen, wie bei einer
Glühlampe auch. Die von dieser "Heizung" angeregte Katode soll und kann
in heißem Zustand die zum Betrieb nötigen Elektronen freigeben, und die
dazu aufgebrachte Beschichtung kann mit der Zeit verbrauchen. Im Inneren
des Röhrenkolbens ist Anfangs nur eine sehr kleine Restmenge an Luft und
anderen "Fremdkörpern" vorhanden, die im langjährigen Betrieb von einer
silbrigen Schicht auf der Innenseite des Glases neutralisiert wird - auch
diese sogenannte "Getter"-Beschichtung verbraucht sich langfristig. Zieht
die Röhre Luft an (durch einen Sprung im Glas oder durch Beschädigung
der "Dichtung" um die elektrischen Anschlußstifte) wird dieser "Getter"
schlagartig milchig-trüb und die Röhre wird unbrauchbar.
Post by Sebastian Scholz
wo kann ich günstig neue EL84 erstehen und was muss ich dabei
beachten? Im Internet habe ich gesehen, dass die oft zu zweit als
Paar gematcht sind.
Die EL84 wird immer noch gebaut und relativ preiswert angeboten. Man
braucht für den CSV 13 keinerlei "Boutique" oder sonstige Nobel-Marken,
die gewöhnliche Produktion aus den Werken der ehemaligen UdSSR ist
qualitativ sehr hochwertig (und die gleichen Röhren werden von Resellern
sehr teuer "gelabelt"). "Gematcht" stört nicht, wenn der Preis dadurch nicht
besonders ansteigt - der Vorgang ist dazu zu simpel, um sich nicht ein paar
"ungematchte" Röhren mehr zu kaufen und diese selbst zu passenden Paaren
zusammenzustellen.

Der CSV 13 hat übrigens eine Ruhestromeinstellung für jedes Endröhrenpaar
gemeinsam, die man bei einem alten Gerät und beim Röhrenwechsel prüfen
sollte. Jeder Rundfunk-/Fernsehtechniker "alter Schule" weiß, wie man das
in der Praxis macht und ist sicher auch bereit, dir an deinem Gerät zu zeigen
worauf es dabei ankommt.
Post by Sebastian Scholz
Außerdem sind ja auch einige Elkos/Kondensatoren verbaut. Muss ich
hier mit Überraschungen rechnen?
Die Elkos stellen nach langjähriger "Nichtbenutzung" zuerst mal einen Kurz-
schluß aus Sicht der Gleichrichter dar. Im CSV 13 sind schon frühe Versionen
von Silizium-Gleichrichtern vorhanden, die hier ziemlich empfindlich sind.
Kann man die Elkos und Gleichrichter nicht schon vor dem ersten Einschalten
nach jahrelanger Lagerung auswechseln, sollte man unbedingt einen regelbaren
Vorschalttransformator benutzen, mit dem man das Gerät unter Beobachtung
aller Sekundärspannungen (mit Voltmeter /und/ Oszilloskop) über die Zeit von
einigen Stunden langsam "hochfährt".
Post by Sebastian Scholz
Das Gerät hat 2 x 12 W Sinusleistung. Nun höre ich ohnehin nicht laut
Musik, die Tannoys haben einen Wirkungsgrad von 89 db. - Dann höre
ich aber schon noch mehr als ein Flüstern, oder?
Mit dem CSV 13 und anderen mit EL84 und Verwandten bestückten
Röhrenverstärkern mit einer Nenn-/Sinusleistung von 12 bis 15 Watt
kann man mit einer großen Zahl auch heutiger "normaler" Lautsprecher
problemlos auch etwas lautere Musik hören. Auch eine "Fehlanpassung"
durch Anschluß z.B. eines "4 Ohm"-LS an eine der anderen Buchsen ist
für den Verstärker praktisch unschädlich, kann aber die subjektive Dynamik
positiv beeinflussen.
Post by Sebastian Scholz
Und zuletzt... was muss ich sonst noch beachten, wenn ich ein altes
Gerät wie dieses (vermutlich aus 1961/1962) in Betrieb nehmen und
pfleglich bedienen möchte? Sollte ich außerdem das Gerät durch
Steckerziehen vom Netz trennen, wenn ich mal nicht zuhause bin o.ä.?
Letzteres ist nicht nötig, der CSV 13 hat einen 2-polige "harte" Trennung vom
Lichtnetz in Form des Einschalthebels ;-)

Ansonsten, wie von Martin schon betont wurde, möglichst intensiv reinigen.

Die oben erwähnte "langsame" Inbetriebnahme durch Regeltrafo gilt eigentlich
für jedes Gerät. Und nicht erschrecken - auf dem CSV 13 kannst du tatsächlich
Spiegeleier braten ... die EL84 war der (äußerst erfolgreiche) Versuch, das seit
den 30er Jahren beliebte und weltweit millionenfach verbreitete "Arbeitspferd der
allgemeinen Elektronik", die amerikanische Stahlröhre "6V6", in einen Glaskolben
mit einem Viertel des ursprünglichen Volumens zu quetschen. Natürlich hat sich
dadurch an der "Verlustleistung" und damit an der stets abgestrahlten Hitze nichts
verändert.

Keep on heating,

Muck

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